Autor: jenniferheart

  • Mein Jahresrückblick 2024

    Ganz grob auf einer Skala von 1 bis 10: Wie war Dein Jahr?

    Ein Jahr im Aufwärtstrend, irgendwo zwischen 5 und 8.

    Zugenommen oder abgenommen?

    Erst abgenommen, dann zugenommen.

    Haare länger oder kürzer?

    Länger.

    Kurzsichtiger oder weitsichtiger?

    Weitsichtiger.

    Mehr Geld oder weniger?

    Weniger.

    Mehr ausgegeben oder weniger?

    Mehr.

    Der hirnrissigste Plan?

    Einen Selbstmitgefühlskurs in einem Meditationszentrum besuchen. Einen Selbstmitgefühlskurs belegen, halte ich weiterhin für eine gute Idee. Aber Meditationszentrum, Gruppenkurs, im Kreis auf dem Boden sitzen und Tee trinken, Partner*innenübungen mit Fremden, esoterische Stimmung, das hatte ich alles so erwartet und dachte, dass ich damit parat komme. Einen Versuch war es wert. Nach drei Terminen bin ich nicht mehr hingegangen. In der Kombination zu viel für mich.

    Die gefährlichste Unternehmung?

    Auch im Jahr 2024 habe ich gefährliche Situationen vermieden.

    Das leckerste Essen?

    Kulinarisch war 2024 enttäuschend. Es fehlte an der Lust zu kochen und neue Restaurants zu besuchen.

    Das beeindruckendste Buch?

    Jenny Erpenbeck, Geschichte vom alten Kind

    Helga Schubert, Vom Aufstehen

    Ewald Frie, Ein Hof und elf Geschwister

    Das Buch „Ein Hof und elf Geschwister“ habe ich gehört, während ich Fliesen lackiert habe. Zu dieser Tätigkeit passte der Inhalt perfekt. Es ist sehr unaufgeregt und sachlich geschrieben. Was mich daran beeindruckt hat, ist die Tatsache, dass der Autor und seine 10 Geschwister in gutem Kontakt sind. Für mich unvorstellbar.

    Der ergreifendste Film?

    Anatomie eines Falls.

    The Outrun.

    Wicked.

    Der Film hat mich deswegen beeindruckt, weil ich nichts erwartet hattet, außer dass die Länge von 158 Minuten Langeweile erzeugen würde. Tatsächlich war er sehr kurzweilig und unterhaltsam.

    Die beste Serie?

    Der talentierte Mr. Ripley

    Die beste CD?

    Das beste Album. Justice – Hyperdrama

    Ich bin immer noch nicht darüber weg, dass Daft Punk sich „aufgelöst“ hat. Die Musik von Justice ist aber ein kleiner Trost.

    Die meiste Zeit verbracht mit…?

    me, myself and I. Meinem Mann und den Kindern.

    Das schönste Konzert?

    NDR Elbphilharmonie Orchester / Igor Levit / Alan Gilbert – Bartók: Klavierkonzert & Herzog Blaubarts Burg – Kosmos Bartók

    Die Oper Herzog Blaubarts Burg hat mich einfach umgehauen. Bedauerlicherweise ist mir das Klarvierkonzert von Igor Levit nicht gut in Erinnerung geblieben bzw. es hat keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Dass er dann im Rahmen der Veranstaltungsreihe Kosmos Bartók ein Stück von Brahms als Zugabe spielte, hat mich sehr irritiert. Ich werde bei nächster Gelegenheit ein Konzert mit Igor Levit besuchen und hoffe auf beeindruckende Momente.

    XATAR feat. heavytones in der Kölner Philharmonie

    Die schönste Zeit verbracht mit…?

    mir.

    Vorherrschendes Gefühl 2024?

    Entsetzen in Bezug auf die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen.

    2024 zum ersten Mal getan?

    Bioidentische Hormone genommen.

    2024 nach langer Zeit wieder getan?

    Eine letzte Sitzung bei meinem Therapeuten, nachdem die maximal mögliche Anzahl der Therapiestunden „abgesessen“ war.

    3 Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?

    AfD und alles was damit zusammenhängt.

    Wechseljahrs-Beschwerden.

    Lagerungsschwindel.

    Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?

    Mich davon, zu kündigen.

    Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?

    Ich schenke gerne, weiß aber nicht, was das schönste Geschenk gewesen ist.

    Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?

    Konzertkarten für Jamiroquai (die ich mir gewünscht hatte).

    Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?

    Ich weiß es nicht.

    Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?

    Ich weiß es nicht.

    Besseren Job oder schlechteren?

    Aktuell gar keinen.

    Dieses Jahr etwas gewonnen und wenn, was?

    Nein.

    Mehr bewegt oder weniger?

    Mehr.

    Anzahl der Erkrankungen dieses Jahr?

    Mehrere Erkältungen, Beschwerden, die sich als Wechseljahrs-Symptome herausstellten, dies und das.

    Davon war für dich die Schlimmste?

    Lagerungsschwindel. Sonntags allein im Hotelzimmer in München.

    Dein Wort des Jahres?

    Leichtigkeit.

    Dein Unwort des Jahres?

    Remigration.

    Dein Lieblingsblog des Jahres?

    vorspeisenplatte.de

    Maultaschen oder Ravioli

    ankegroener.de

    Dein größter Wunsch fürs kommende Jahr?

    Stabilität.

    2024 war mit 1 Wort…?

    lehrreich.

  • Nussschale

    Die schlimmste Lesung – wie ich meine – fand ungefähr im Frühjahr 2017 in Köln statt. In der seelenlosen Halle am Tanzbrunnen.

    Ian McEwan interviewt von seinem Übersetzer, der auch das zu diesem Zeitpunkt aktuelle Werk „Nussschale“ ins Deutsche übersetzt hatte.

    Den knappen Roman hatte ich bereits vor der Veranstaltung gelesen und mir war natürlich folgendes keine Sekunde bewusst:

    „An der Oberfläche ist die erzählte Geschichte leicht wiederzuerkennen als eine Variante von Shakespeares Drama Hamlet, worauf auch die Namensgebung der zwei erwachsenen Hauptpersonen hinweist: Trudy (bei Hamlet Gertrude) heißt die werdende Mutter und Claude (bei Hamlet Claudius) ihr Geliebter.“ Quelle: Wikipedia

    Leicht wiederzuerkennen… Für wen eigentlich? Natürlich kenne ich Shakespeare und Hamlet. Hamlet – ein dänischer Prinz. Warum schreibt ein englischer Autor im 17. Jahrhundert eine Geschichte über einen dänischen Prinz? Eine Frage, die ich mir irgendwann stellte, und keine Antwort darauf wollte. Wissen oder nicht wissen – das ist hier keine Frage.

    Jedenfalls hatte der Moderator aka der Übersetzer da irgendwas verwechselt oder er ergriff die einmalige Gelegenheit nicht den Autor ins Rampenlicht einer Lesung zu stellen, sondern den Übersetzer, der im Allgemeinen eher eine Schattenfigur ist.

    Er schwafelte in so umschweifenden Sätzen und Formulierungen, natürlich erst in Deutsch und dann anschließend höchstpersönlich ins Englisch übersetzt, dass mir bis heute vom kompletten Gespräch nichts in Erinnerung geblieben ist. Er redete mich um Kopf und Kragen. Er plauderte in einem selbstverliebten Ton gegen die eigene Unbedeutsamkeit an, so dass Ian McEwan kaum zu Wort kam.

    Ich will die Bedeutung von Übersetzer*innen nicht herabwürdigen, doch ist es nicht so, dass Menschen zu Lesungen kommen, um Autor*innen zu erleben?

    Ein weiterer Höhepunkt war ein Schauspieler, der just zu dieser Zeit den Hamlet auf der Bühne gab. Er sollte Passagen aus Shakespeares Werk vorlesen. Es war schon schlimm, jetzt wurde es schlimmer. Der Schauspieler stotterte sich durch den Text. Kein Satz kam gerade heraus, er verhaspelte sich durchgehend. Er tat mir sehr leid. Die Leute ringsherum begannen zu lästern. Was ist denn da los? Kann er nicht lesen?

    Vielleicht war es einfach so, dass Ian McEwan sich an diesem Abend unpässlich fühlte. Vielleicht war er bereits seit Wochen durch Europa auf Lesereise gewesen. Von Tag zu Tag schwand die Motivation. Jeden Abend die gleichen Fragen, immer wieder die selben Textpassagen vorlesen. Das muss doch beim besten Willen irgendwann an den Nerven zehren.

    Dann endlich die finale Veranstaltung in Köln. Ian McEwan hat sich im seelenlosen Backstage-VIP-Raum die Decke über den Kopf gezogen, nachdem er die Tür von innen abgeschlossen hatte. „For God‘s Sake! Ich will nicht mehr! Ich habe eigenhändig dieses Buch geschrieben! Was denn noch alles? Fuck off! Den Rest soll jemand anders machen.“

    Und so musste spontan gehandelt werden. Ob er denn wenigstens bereit wäre, auf der Bühne zu sitzen? Er müsse wirklich nur ganz schmallippig ein paar Fragen beantworten, wenn er wolle reiche ein kurzes Nuscheln oder ein vielsagender Blick. Der Übersetzer würde das schon machen. Und wie durch Zufall könnte der Schauspieler heute Abend spontan einspringen und zur Abwechslung Shakespeare vortragen. Bitte, Herr McEwan. Please.

  • Weniger Sorgen – mehr Heinz

    Als ich mir vornahm, mir weniger Sorgen zu machen, wenn ich nachts aufwache, konnte ich nicht ahnen, dass ich mir gestern Nacht fünf mal Gedanken über Heinz Strunk machen würde.

    Die Gedanken drehten sich bereits – um Heinz – bevor ich dann dachte: „Ach, ich bin ja wach!“

    Was doch der Besuch einer Kulturveranstaltung alles bewirken kann. Am Mittwoch, einen Tag nach der sog. Heinz-Strunk-Show (vom Autor am Abend so benannt – auf der Eintrittskarte steht Lesung) fast ununterbrochen ein Ohrwurm „Saufen … in alle Löcher lass ich es laufen … 100 Sekunden … breit für 100 Stunden…“ Ein Genuss… Hört das noch mal auf?

    Am nächsten Tag ein Lied, das sich um einen Döner dreht… „Liebes-Döner … Mega-Döner … Giga-Döner … usw.“

    Schlimm. Es hört nicht auf.

    Wer „Last Exit Schinkenstraße“ nicht gesehen hat, der wird die Lieder vermutlich nicht kennen… Am dritten Tag dann der dritte Ohrwurm. „Du sollst nicht lecken, bevor es tropft …“

    Gleiches mit gleichem bekämpfen. Ich höre ein Hörbuch von Heinz Strunk eingelesen. „Junge rettet Freund aus Teich“ o.ä. Fast schon langweilig, belanglos. Wer sich für Heinz Strunk interessiert und „Fleisch ist mein Gemüse“ gelesen hat, dem würde ich es vielleicht empfehlen…

    Ab Tag vier nur noch der eine Ohrwurm „The funny duck song“.

    Sich keine Sorgen machen, nicht zu grübeln, das ist eine gute Sache! Es kostet sehr viel Energie und Zeit.

    Als ich Monate darüber grübelte, was mit mir nicht stimmt, dass meine Eltern mich nicht lieben, war das kaum auszuhalten. In jedem Moment, in dem sich nicht eine Aufgabe, ein Satz, ein Gedanke mühsam in den Vordergrund drängte, also diese Frage: „Was stimmt nicht mit mir?“ Monatelang.

    Nach sehr langer Zeit und sehr vielen Sitzungen irgendwann, da formte sich ein ganz neuer Gedanke, erst schemenhaft, kaum zu greifen und dann doch schlagartig präsent: „Was stimmt denn mit meinen Eltern nicht, dass sie mich nicht lieben?“ Ein Donnerschlag, als ich ihn aussprach. „Was stimmt mit denen nicht?“

    Die Geschichte änderte sich.

  • Flasche leer

    Flasche leer

    Im Alter – so hörte ich – wird man kauzig… kauziger… am kauzigsten. Mit sehr viel Abstand wurde mir klar, dass mein Vater schon immer kauzig gewesen war. Mit dem Alter wurde er also kauziger.

    Flasche auf – Flasche leer

    Wann er anfing Pfandflaschen zu sammeln, weiß ich nicht. Vielleicht schon immer?! Was ist schon dabei, eine leere Pfandflasche aufzuheben und sie mitzunehmen?

    Ich habe in meiner Kindheit mit meinem besten Freund auch Pfandflaschen gesammelt und am Kiosk gegen eine Tüte Gemischtes eingetauscht.

    Noch eine Flasche auf – Flasche leer

    Ab wann ist etwas komisch? Ungewöhnlich? Wenn der eigene Vater über das Stadtfest stromert und mit leeren Taschen nach Pfandflaschen stöbert? Ist das schon komisch? Oder ist es ein ungewöhnliches Hobby?

    Noch eine Flasche auf – Flasche leer

    Mit 15 oder 16 mit dem Vater in der Kneipe sein. Er zahlt den Deckel. Im Bett dreht sich alles. Ist das ein gemeinsames Hobby? Ist das gemeinsame Quality Time?

    Glas voll – Glas leer

    Die Taschen voll. Voll mit Schätzen. Zuhause die Taschen leeren und wieder raus. Pfandflaschen suchen. Es treibt ihn, es treibt ihn an. Das Pfand. Die leeren Flaschen – eine Sucht. Die Flaschen zu leeren – eine Sucht.

    Noch eine Flasche auf – Flasche leer

    Ein Mann, der Bier trinkt, ist kein Alkoholiker, denkt man. – Expert*innen empfehlen, nicht mehr als maximal 0,5 Liter Bier pro Tag zu trinken. – Ein halber Liter am Tag. Für Männer. Ein Viertelliter am Tag. Für Frauen.

    Noch eine Flasche auf – Flasche leer

    Wie ist es dann mit einem halben Kasten am Tag? Jeden Tag? Ein Mann, der einen halben Kasten leert, jeden Tag, sein ganzes Leben. Ist so ein Mann Alkoholiker?

    Noch eine Flasche – der Kopf schon fast leer

    Das Bier. Kühl. Der Kopf irgendwann auch. Das ist keine Lösung! Das ist nur ein Schein, eine Schein-Lösung. Mein Vater hat sich aufgelöst.

  • Ich habe meinen Biss verloren. Depression und ich.

    Ich habe meinen Biss verloren. Depression und ich.

    Ach, was waren das für Zeiten, als ich noch alles gleichzeitig geschafft habe. Heute habe ich oft das Gefühl, gar nichts zu schaffen. Beide Aussagen sind natürlich Blödsinn.

    Studieren, arbeiten, Sport treiben, Essen kochen, Freundschaften pflegen, schwanger sein, Mutter werden, weitermachen. Immer weitermachen. Keine Rücksicht (auf mich) nehmen, mich nicht so anstellen, sei kein Frosch.

    Lange Zeit konnte ich mich zwingen, Dinge anzugehen. Wenn ich etwas nicht tun wollte, tat ich es trotzdem. Denn irgendjemand muss sie doch erledigen. Diese ganzen Dinge, die noch erledigt werden müssen.

    Das erste Mal, als mir bewusst wurde, dass ich mich nicht mehr zwingen kann, war die Zeit, in der ich meine Bachelor-Arbeit schrieb. Schreiben mit Depression und Schreibblockade. Ich habe das irgendwie geschafft, aber ich würde das niemandem empfehlen. Eigene Gedanken zu formulieren (wenn die durch die Depression sehr ungünstig eingefärbt sind) und für alle (in meinen Gedanken) sichtbar auf Papier zu bringen, ist alles andere als ein Spaß.

    Es ist eine Qual. Zu wissen, dass ich schreiben kann, zu wissen, dass es gute Gedanken sind, diese aber nicht rauszubekommen. Es ist eine sehr quälende Angelegenheit.

    Das depressive Denken über Jahre ist zehrend. Für mich das allerschlimmste an der Depression. Jeden Tag aufzustehen, sich jeden Tag bewusst dafür zu entscheiden, aufzustehen. Trotzdem. Jeden Tag die Gedanken ausfechten. Das ist von Außen nicht sichtbar. Innerlich ein tosendes Chaos. Während ich wie ein Stein auf dem Sofa sitze und das Haus nicht verlassen kann, toben die Gedanken und saugen mir die Energie aus.

    Jeder Gedanke wird durchgedacht, abgewogen. Selbstreflexion 24/7. Das ist alles sehr anstrengend. Wenn ich mich gedanklich durchgehend entwerte, niedermache und jeden Impuls kritisiere, und trotzdem immer dagegenhalte, versuche mich aufzubauen, mich zu motivieren, dann ist das sehr anstrengend. Ich habe nichts von meiner To-do-Liste erledigt und bin trotzdem schon durch für den Tag. Meine Energie geht dafür drauf, weiterzumachen.

    Damals hat mich der Gedanke getröstet, dass alles vorbeigeht. Alles geht vorbei. Das ist meine Depression. Meine magere Vision: Es geht vorbei.

    In den sozialen Medien schreiben alle „Thing big!“ und ich denke „Think small!“.

    „Komm, den Tag schaffst du. Morgen sieht die Welt schon anders aus.“

    Über Jahre. Der reine Pragmatismus. Das macht keinen Spaß. Ich weiß, dass ich objektiv betrachtet, ein gutes Leben habe. Es gibt für mich keinen Grund zu jammern. Objektiv betrachtet. Der Depression ist das egal, die versucht, alles zu zerstören. Die ist sehr fleißig, die weiß, wo es mir weh tut, wo sie ansetzen muss.

    Ich weiß nicht, wie ich das formulieren soll. Die Depression ist in mir. Sie ist nicht willkommen, sie macht es sich trotzdem bequem. Sie ist sicher kein Teil von mir, aber sie kennt mich trotzdem ganz genau. Sie kennt meine Schwächen.

    Und ich halte dagegen und bin erschöpft. Es ist gut, dagegenzuhalten. Für mich gab es keine andere Wahl. Und so sehr ich wünsche, dass ich nicht mehr in eine depressive Episode rutsche, so sehr weiß ich, dass ich wieder dagegenhalten werde. Auch mit Medikamenten, wenn es sein muss.

    Ich weiß nicht, wer das schon erlebt hat? Ohne Zuversicht zu leben, ohne Hoffnung zu sein. So erschöpft zu sein, dass schon das Atmen schwer fällt.

    Hoffnung

    Ich hatte bereits häufiger depressive Episoden. Es geht tatsächlich immer weiter. Mit jeder Episode habe ich zwangsläufig neue Dinge gelernt. Was am Anfang unvorstellbar war, wird möglich. Der Gedanke, es nicht alleine zu schaffen, war zu Beginn ein Killer. Die Depression klatscht und jubelt und ich halte mich für den größten Loser der Welt. „Nicht einmal das schaffe ich.“

    Das ganze Denken ist durch Selbstzerstörung geprägt. Es ist mir nicht (durchgehend) bewusst und ich fühle mich ausgeliefert. Zweifel werden in der Kindheit gesät und ein Leben lang geerntet. Um Hilfe bitten und annehmen, konnte ich nicht. Ich habe das in meiner Kindheit nicht gelernt. Hilfe zu brauchen, galt als Schwäche und jede Schwäche bot Angriffsfläche. Mein Selbstwert war so gering, der hätte keinem Angriff standgehalten.

    Meine gelernte Strategie lautete: „Ich muss alles alleine schaffen!“ Zu begreifen, dass das nicht stimmt, hat Jahre gedauert. Glaubenssätze, die in der Kindheit gelernt (eingeprügelt) werden, die können nicht wie ein zu kleines Kleidungsstück abgestreift werden. Meine Glaubenssätze hatten mich im Griff. Ich konnte, was meine Depression betrifft, nicht anders handeln. Ich konnte es mir nicht einfacher machen, weil das allem widersprach, was ich so fleißig gelernt hatte.

    Ich kann inzwischen, um Hilfe bitten und annehmen. Es fällt mir trotzdem sehr schwer. Ohne Hilfe hätte ich es nicht bis heute geschafft.

    Hoffnung reloaded

    Hoffnung ist die Kraft, die uns Menschen am Leben hält. Ich musste lange Zeit das Leben aushalten. Jeden Tag. Inzwischen spüre ich die Hoffnung wieder. Manchmal blicke ich zuversichtlich in die Zukunft. Dann spüre ich aber auch die Angst. Die Angst ist in meinem Leben auch ein großes Thema, aber nicht jetzt in diesem Text.

    Ich frage mich oft, wie so ein Leben ist, indem nicht ständig Zweifel aufkommen. Es ist nicht mein Ziel, so ein Leben zu haben. Think small. Ein Schritt nach dem anderen.

    Seit dem ich mich nicht mehr zwingen kann, kann ich nicht mehr mit Druck umgehen. Wenn ich zu groß denke, kommt der Druck und ich gebe auf. Ich versuche neue Strategien zu entwickeln. Ich bin auf dem Weg und mache kleine Schritte. Ich kann nicht mehr laufen oder überholen, ich gehe langsam und versuche geduldig mit mir zu sein.

    Das ist auch kein Spaß, aber dieser Weg führt nicht in die Selbstzerstörung. Das ist doch schon mal was!

  • Das Opfer

    Das Opfer

    Das Opfer, dieses Wort, es klingt nach einem Ding. Es wird etwas geopfert, damit es allen außer dem Opfer gut geht. Es gibt viele Rituale, bei denen das Opfer am Ende stirbt. Etwas, das wertvoll ist, wird abgegeben, um etwas anderes zu bekommen, was im besten Fall einer Gemeinschaft zugute kommen soll.

    Rituelle Opfer

    In manchen Ritualen opfert sich jemand – augenscheinlich aus freien Stücken, in anderen wird ein Mensch zu etwas gezwungen. Es kann aber auch ein Tier sein oder ganz banal Lebensmittel. Aber all diesen Opfern ist gemein, das etwas hergegeben wird, das eigentlich nicht hergegeben werden will. Die Bereitschaft etwas zu opfern, entsteht aus dem Gedanken, dass es im Gegenzug eine Art Belohnung gibt, eine Wiedergutmachung. Es ist eine Art Tauschgeschäft – ich gebe dir etwas, was mir lieb und teuer ist, und erhalte im Gegenzug eine Belohnung.

    Eine weitere Art von Opfer ist eine Person, die Opfer einer Straftat wurde. Hierbei handelt es sich niemals um eine Sache, aber da im Strafrecht keine Emotionen verhandelt werden, sondern Straftatbestände, kann ganz grob gesagt werden, dass Menschen während eines Strafprozesses zum Teil verdinglicht werden. Ein Strafprozess ist ein Verwaltungsakt. Es geht um Sachen. Es geht nicht um Emotionen.

    Menschen-Opfer

    Aber was ist jetzt mit dem Mensch, der Opfer wurde. Ein Mensch, der einer Täterin oder einem Täter zum Opfer gefallen ist. In dieser Formulierung steckt schon drinnen, dass jemand zu Fall gebracht wurde. Gerade noch aufrecht und dann am Boden. Es wird deutlich, dass die Verantwortung klar auf der Seite liegt, von der die Tat ausgeht. Ein Mensch wird zum Opfer gemacht. Ein Opfer erfährt eine Zäsur – einem Bruch im eigenen Leben. Es gibt ein Davor und ein Danach. Dazwischen die Tat.

    Natürlich gibt es auch Menschen, die sich selbst zum Opfer machen. Da gibt es also nur eine Seite und auf dieser Seite stehen Täter*in und Opfer gemeinsam. Von diesen Menschen werde ich hier nicht sprechen.

    Ich möchte von den Menschen sprechen, denen etwas zugestoßen ist, denen etwas genommen wurde, weil ein anderer Mensch sich dazu entschieden hat, gegen die Regeln der Menschlichkeit zu verstoßen.

    Das sind große Worte.

    Menschlichkeit. Ich möchte den Begriff nicht definieren – ich gehe davon aus, dass doch jede*r eine Vorstellung hat, von Menschlichkeit. Eine Vorstellung dazu, wie Menschen sich verhalten müssten, damit es eben keine Opfer gibt.

    Ich werde hier auch nicht über die möglichen Auslöser sprechen. Die Frage, wie ein Mensch zum Täter oder zur Täterin wird, wird in der Literatur ausreichend behandelt. Im Diskurs findet das Opfer nicht statt. Das Opfer hat keinen öffentlichen Raum. Es wird ihm kein Platz gemacht, es wird verdrängt.

    Denn welche Vorstellungen gibt es von einem Opfer? Das, was ich erlebe, ruft in mir folgendes Bild eines guten Opfers hervor:

    • Es darf leiden, aber still.
    • Erfolgt eine Entschuldigung, hat das Opfer diese zu akzeptieren und sein Leben wie vor der Tat fortzuführen.
    • Falls es zu einem Strafprozess kommt, hat das Opfer das hinzunehmen und ist dazu verpflichtet, alle Aufgaben, die während eines Strafprozesses auf ein Opfer zukommen, klaglos zu erfüllen.
    • Falls es zu einem Freispruch kommt, war das Opfer kein Opfer.
    • Falls es zu einer Verurteilung kommt, soll das Opfer zufrieden sein. Die Tat wurde so ausreichend gesühnt.

    Privatsache

    Ein mögliches Trauma interessiert nicht, ein mögliches Trauma ist Privatsache des Opfers.

    Das Opfer ist die Versinnbildlichung der Ungerechtigkeit in der Welt. Das Opfer stört. Die kleingeistigen und kleinbürgerlichen Mitbürgerinnen möchten bitte in ihrer Zwangsvorstellung einer glücklichen Welt, nicht von dem Anblick eines Opfers gestört werden. Das Opfer soll nicht in Erscheinung treten.

    Der größte Wunsch der Kleingeistigen: das Schweigen und Ausharren der Opfer. Wenn das Opfer schweigt, gibt es keine Tat. Wenn das Opfer schweigt, gibt es keinen Strafprozess. Ohne Kläger*in – kein Opfer. Der Mensch, der anklagt, wird durch die Klage zu einem Opfer. Das Opfer. Das Ding.

    Das Opfer wird entmenschlicht.

    Es liegt in der Natur der Dinge, dass der Täter unentdeckt bleiben möchte. Wenn wir uns auf eine Sache verlassen können, ist es das Schweigen des Täters. Niemand ist dazu verpflichtet, sich selbst zu belasten. Das Opfer ist verpflichtet zu belasten. Sich selbst und den Täter. Ein Strafprozess ist kein Spaziergang, an dessen Ende eine Belohnung wartet. Ein Strafprozess bedeutet für jedes Opfer die Gefahr einer erneuten Traumatisierung oder Retraumatisierung.

    Zumindest auf dem Papier hat der Täter ein Recht darauf resozialisiert zu werden. Ein Opfer hat keinen gesetzlichen Anspruch auf Resozialisierung. Das Opfer wird sich selbst überlassen.

    Ein überführter Täter sein, ist öffentlich. Opfer sein, ist privat. Opfer sein, ist persönliches Schicksal.

    Das Opfer überfordert und bleibt für sich allein. Und der Diskurs freut sich. Wer für sich allein leidet, im Verborgenen, der hat keine Stimme. Der wird nicht gehört. Der findet im Diskurs nicht statt.

    Vielleicht kann jede*r im Kleinen Versuchen einem Opfer eine Stimme zu geben. Natürlich ist es einfacher, Augen und Ohren zu verschließen, damit die individuelle Vorstellungen von Glück ungestört bleiben. Aber diese Vorstellung ist im Grunde genommen nur eine Wahn-Vorstellung. (Leseempfehlung: „Wir alle spielen Theater“)

    Wo Eltern versuchen, den Kindern den Glauben an eine gute Welt zu lassen, damit sie in einem geschützten Raum aufwachsen können, ist es doch spätestens mit der Erwachsenen-Werdung Zeit einzusehen, dass es diese gute Welt nicht gibt.

    Auch wenn mit aller Kraft versucht wird, dem Opfer einzureden, dass es eben eigenverantwortlich mit seinem Schicksal umzugehen hat. Still und leise. Ohne Aufsehen zu erregen.

    Es ist tatsächlich so, dass dem Opfer eingeredet wird, dass es sein Schicksal zu akzeptieren und sich gefälligst gestärkt daraus zu befreien hat.

    Wenn wir zurückblicken – mit einem klaren Blick – werden wir viele Opfer sehen, denen das Klagen und Jammern verboten wurde.

    „Ein Risiko ist eine dornige Chance.“ Fuck you!

    Opfer zu sein, bedeutet, dass das Leben aus den Fugen gerät. Opfer brauchen Anerkennung.

  • Der Anzug

    Der Anzug

    CN: sexualisierte Gewalt

    Mein Vater war mein Held. Ich habe meinen Vater so sehr geliebt. Für mich war er ein Held, der jeden Morgen in seinem Anzug das Haus verließ, und jeden Abend erst spät wieder nach Hause kam. Ich war der Überzeugung, dass er in dieser Zeit die tollsten Abenteuer bestreiten würde. Wie gerne, wäre ich doch auch weggewesen. Nicht zu Hause. Nicht in Leichlingen. Sondern weg. Aber immer diese Angst. Immer Angst.

    In meinen Augen war mein Vater mutig. Das was mir so sehr fehlte, hatte er. Mut. Dachte ich.

    Mein Vater legte sehr viel Wert auf ein gepflegtes Äußeres. Er hatte immer eine große Auswahl an Anzügen, Oberhemden und Krawatten. Insgesamt alles in klassischen Farben und untereinander gut kombinierbar. Jeden Morgen frisch rasiert und mit Aftershave balsamiert. Niemand roch so wie mein Vater. Jeden Morgen zum Abschied einen Kuss auf die Wange, der unangenehme Geschmack des Aftershaves hing lange an meinen Lippen.

    „Papa, nimm mich doch mit. Bitte, Papa. Lass mich nicht alleine.“

    Es wird oft die Geschichte erzählt, das Frauen auf einen strahlenden Ritter warten, der auf seinem stattlichen Ross herbeigeeilt kommt, um sie zu retten.

    Ich musste nicht auf meinen Ritter warten. Mein Vater war mein Ritter. Doch ich wartete. Ich warte darauf, dass er mich retten würde. In seiner glänzenden Rüstung. Ich habe meinen Vater so geliebt. Ich hätte alles für ihn getan.

    Ich wartete vergeblich. Mein Ritter, den ich so liebte, der mich hätte retten können, für den ich alles getan hätte, für den ich alles tat, der ließ mich sitzen.

    „Papa, bitte, Papa. Bitte nimm mich mit. Ich mache alles, was du willst.“

    Mein Vater, der mich der Sage nach, gegen den Widerstand der Ärzte aus der Kinderklinik abholte und mich, den Säugling, mangels Babywiege in einer Einkaufstasche nach Hause brachte, der mich der Sage nach, bereits einmal gerettet hatte, verweigerte den weiteren Dienst.

    Und wie sehr ich mich doch anstrengte, geliebt zu werden. Meine älteste Schwester sprach verächtlich darüber. Sie verachtete mich dafür, wie sehr ich mich bei meinem Vater anbiederte. Das einzige Mittel, über das ich verfügte, war die Auflösung. Ich löste mich auf, damit es meinem Vater leicht fiel, mich zu lieben.

    Meine Mutter war eifersüchtig. Meine eigene Mutter war eifersüchtig darauf, dass mein Vater mich augenscheinlich liebte. Meine Mutter ließ mich ihre Eifersucht spüren, weil ich mich auflöste und nur das eine Bedürfnis verfolgte, von meinem Vater geliebt zu werden. Auf was hätte sie denn eifersüchtig sein können? Da war doch nichts außer meiner Sehnsucht, meiner Verzweiflung, meinem grenzenlosen Bemühen, um dem einem Vater zu gefallen.

    Doch trotz diesem harten Bemühens, diesem absolutem Selbstverzicht, kam keine Rettung. Es gab den Ritter, es gab die Rüstung, es gab ein Ross – einen Volkswagen. — Doch keine Rettung.

    Die größte Enttäuschung in meinem Leben ist mein Vater.

    „Papa, Papa, Papa!“

    Mein Vater, der mich hätte retten können. Mein Vater, der mich nicht rettete. Mein Vater, der mich zurückließ. Mein Vater, der tagsüber in sein Büro floh und der mich nicht mitnahm.

    Papa, ich habe dich nicht geliebt, damit auch du mich missbrauchst. Was seid ihr für Eltern? Was seid ihr für Menschen? Ich war verfügbar, ich war so hungrig, ich hatte solche Sehnsucht, ich war gierig nach Liebe.

    Warum? Warum du? Warum ich? Die kleinste, die schwächste, die leiseste. Ich. Dein kleinstes Kind, wie du immer sagtest.

    „Das ist Jennifer. Mein kleinstes Kind.“

    Es war keine Gegenwehr zu erwarten und niemand würde mir glauben. Ich war verfügbar. Ich war perfekt. In jeder Hinsicht war ich perfekt, um Opfer zu sein.

    Dein jüngstes Kind, das perfekte Opfer. Mit all meiner Sehnsucht, mit dem großen Wunsch von dir geliebt zu werden, in all meiner verzweifelten Anbiederung. Vielleicht war es einfach, mich zu missbrauchen. Vielleicht erschien es dir in einem ganz verrückten Licht sogar legitim. Ich flehte, ich bettelte um Zuwendung.

    Meine große Sehnsucht nach Liebe, war nicht die Sehnsucht, meine Liebe zu missbrauchen. Diese Art von Zuwendung war Gewalt. Ich bin so enttäuscht von dir. Du bist für mich die größte Enttäuschung in meinem ganzen Leben.

    Du hättest mich retten können und stattdessen hast du mich ausgenutzt. Du hast meine Liebe gegen mich verwendet. Du hast meine Sehnsucht nach Zuwendung ausgenutzt, um dich an mir zu vergehen.

    Ich bin so traurig.

    Es hätte alles so anders sein können. Es ist bitter. Der bittere Geschmack deines Aftershaves, der an meinem Lippen klebt.

    Du bist nur eine Luftnummer. Du hättest in meinem Leben der Unterschied sein können. Du hättest in meinem Leben und dem Leben meiner Geschwister der Unterschied sein können. Stattdessen. Stattdessen.

    Du bist ein Schlappschwanz. Du bist eine Enttäuschung. Du bist ein Versager. Du hast uns die Rettung versagt. Du hast mir nicht nur die Rettung versagt, du hast mir meinen Vater versagt.

    Dich zu lieben, war eine reine Enttäuschung. Ich spürte die Eifersucht meiner Mutter, ich spürte die Verachtung meiner ältesten Schwester und ich erlebte deinen Missbrauch. Das war der Lohn meiner bedingungslosen Liebe.

    Du bist nur gut darin, zu fliehen. Du hast dich in deine Demenz gerettet. Und ich bin noch hier. Ich warte schon lange nicht mehr auf dich. Und ich will dich nicht mehr lieben. Du hattest meine Liebe nie verdient.

    Was du getan hast, darf kein Vater tun.

    Herzen brechen still und leise. Mein Herz brach wie ich war. Still und leise war ich, Papa. Weil ich mich so nach deiner Liebe sehnte. Nie habe ich „Nein.“ zu dir gesagt, Papa. Kein Nein. Immer Angst. Immer Angst, deine Liebe zu verlieren.

    Ich wollte geliebt werden. Ich war ein Kind. Ich war dein Kind! Wieso hast du mich nicht geliebt, wie ein Vater sein Kind zu lieben hat?

    Und wenn es dafür einen Grund gibt, warum hast du mich, warum hast du meinen Körper missbraucht? Warum, Papa?

    Papa, sag mir das! Papa, warum schweigst du immer? Papa, hast du mir denn nichts zu sagen?

    Ich höre dein Schweigen. Ein Schweigen, das kaum auszuhalten ist. Ein Schweigen, das schmerzt. Papa, warum?

     

  • Mein Jahresrückblick 2022

    Ganz grob auf einer Skala von 1 bis 10: Wie war Dein Jahr?
    Das Jahr war durchgewachsen… eine 1 wäre zu wenig, eine 10 zu viel. Es ist irgendwas dazwischen.

    Zugenommen oder abgenommen?
    Ich weiß es nicht.

    Haare länger oder kürzer?
    ich weiß es nicht. Ich könnte auf Bildern nachschauen, aber irgendwie ist es doch auch vollkommen egal.

    Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
    Altersbedingte Weitsichtigkeit… Inzwischen habe ich diverse Brillen. Lesebrillen und eine Gleitsichtbrille, von der mir schwindlig wird.

    Mehr Geld oder weniger?
    Ich weiß es nicht.

    Mehr ausgegeben oder weniger?
    Sehr viel mehr. Wir sind umgezogen.

    Der hirnrissigste Plan?
    Ich schaffe das allein. Haus entrümpeln, renovieren, parallel Verkauf organisieren, Kisten packen und alles ungefähr zu 85% alleine… Na ja, das geht schon, hätte ich aber nicht machen sollen. Denke ich mir jetzt…

    Die gefährlichste Unternehmung?
    Neue Dinge wagen.

    Das leckerste Essen?
    Ich weiß es nicht.

    Das beeindruckendste Buch?
    Ich habe dieses Jahr wenig gelesen. Vorwiegend Fachbücher zu Trauma, Traumafolgestörung. Beeindruckend war das alles eher auf spezielle Weise.

    Der ergreifendste Film?
    Ergreifende Filme habe ich 2022 nicht gesehen.

    Die beste Serie?
    Fargo.

    Die beste CD?
    Das beste Album? Ich habe vor ein paar Tagen das Album Abi von Eko Fresh zum ersten Mal gehört. Das gefällt mir gut.

    https://youtu.be/Nz7lU0SACZ4

    Die meiste Zeit verbracht mit…?
    mit meinem Mann und den Kindern.

    Das schönste Konzert?
    Ich habe mir dieses Jahr sehr viele Konzertkarten gekauft und habe fast alle verfallen lassen. Danke, Sozial-Phobie. Ich war bei Helge Schneider in der Philarmonie Köln. Das war nett.

    Die schönste Zeit verbracht mit…?
    mit meinem Mann.

    Vorherrschendes Gefühl 2022?
    Erstaunen.

    2022 zum ersten Mal getan?
    Antidepressiva abgesetzt.

    2022 nach langer Zeit wieder getan?
    Umgezogen.

    3 Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
    Sozial-Phobie / Dr. Arschlinghaus / Erschöpfung

    Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
    Ich mich davon, dass ich gut bin, wie ich bin.

    Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?
    Ein Bild für meinen Mann.

    Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
    Zeit.

    Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?
    Das ist sensationell.

    Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?
    Arti, wir gehen in den Wald. (Sehr erstaunlich, wie sehr unsere Hündin sich jedes Mal über diesen Satz freut.)

    Besseren Job oder schlechteren?
    Weder noch.

    Dieses Jahr etwas gewonnen und wenn, was?
    Nein.

    Mehr bewegt oder weniger?
    Ich weiß es nicht. Vielleicht gleich viel?

    Anzahl der Erkrankungen dieses Jahr?
    Corona im April. Und der chronische Kram.

    Davon war für Dich die Schlimmste?
    Corona war drei Tage richtig, richtig mies. Ich habe es schnell und gut überstanden.

    Dein Wort des Jahres?
    Weitergehen.

    Dein Unwort des Jahres?
    Männer-Gruppe.

    Dein Lieblingsblog des Jahres?
    Vorspeisenplatte

    Dein größter Wunsch fürs kommende Jahr?
    Heilung.

    2022 war mit 1 Wort…?
    Unerwartet!

    Jahresrückblick 2021

  • Don’t put the blame on me.

    Diesen Text habe ich 2017 geschrieben. Dieser hängt irgendwie mit diesem zusammen: http://jennifer-heart.de/?p=1048

    Am 14. Februar 2014 hatte ich einen Termin. Wie passend es doch ist, dass er an einem Valentinstag stattfand. Ich hatte diesen Termin mit großem Widerwillen vereinbart und es ging (eigentlich) nicht um mich. Im Rückblick kann ich sagen, dass es um mich, um mein Leben ging.

    Nach so vielen Jahren zum ersten Mal das Gefühl zu empfinden, verstanden zu werden. Das ist unbeschreiblich. Ja, klar, das ist sein Beruf. Menschen verstehen, Menschen ernst nehmen und ihre Probleme anerkennen. Das war mir schon vor drei Jahren bewusst, es ist seine professionelle Rolle. Trotzdem verliebte ich mich in ihn. Mir das einzugestehen, war schmerzhaft.

    Als ich ihn dann letztes Jahr ( nach zwei Jahren wieder sah – erneut nicht ganz freiwillig), waren die Gefühle für ihn in aller Heftigkeit zurück. Die Sehnsucht so groß. Doch auch die Gewissheit, dass es eine Träumerei ist, war in mir gereift. Es fand einen Abschluss.

    Vor einer Woche traf ich einen Mann. Einen Mann, mit dem sich alles so gut anfühlte. Der erste Mann (andere) nach 19 Jahren. Ich war überwältigt von den Gefühlen, die er in mir auslöste. Doch ich werde ihn nicht wiedersehen, obwohl ich es sich ein Teil von mir wünscht.

    And, please, don’t put the blame on me. I’m only human.