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  • CN Sexualisierte Gewalt, Emotionaler Missbrauch, Körperliche Gewalt

    Ich habe viele Beiträge hier auf „privat“ gestellt und insgesamt müsste ich alle Beiträge einmal überarbeiten. Das werde ich aber in der nächsten Zeit nicht schaffen und somit kommt hier der Hinweis, dass mein Blog die oben genannten Themen behandelt und dass die, die das nicht lesen möchten, wollen, können, sich bitte schützen und es eben nicht tun!

    Zudem der Hinweis auf Anlaufstellen, für Menschen, die Hilfe suchen und brauchen:

    www.deutsche-depressionshilfe.de
    www.NummerGegenKummer.de
    www.TelefonSeelsorge.de

  • Flasche leer

    Flasche leer

    Im Alter – so hörte ich – wird man kauzig… kauziger… am kauzigsten. Mit sehr viel Abstand wurde mir klar, dass mein Vater schon immer kauzig gewesen war. Mit dem Alter wurde er also kauziger.

    Flasche auf – Flasche leer

    Wann er anfing Pfandflaschen zu sammeln, weiß ich nicht. Vielleicht schon immer?! Was ist schon dabei, eine leere Pfandflasche aufzuheben und sie mitzunehmen?

    Ich habe in meiner Kindheit mit meinem besten Freund auch Pfandflaschen gesammelt und am Kiosk gegen eine Tüte Gemischtes eingetauscht.

    Noch eine Flasche auf – Flasche leer

    Ab wann ist etwas komisch? Ungewöhnlich? Wenn der eigene Vater über das Stadtfest stromert und mit leeren Taschen nach Pfandflaschen stöbert? Ist das schon komisch? Oder ist es ein ungewöhnliches Hobby?

    Noch eine Flasche auf – Flasche leer

    Mit 15 oder 16 mit dem Vater in der Kneipe sein. Er zahlt den Deckel. Im Bett dreht sich alles. Ist das ein gemeinsames Hobby? Ist das gemeinsame Quality Time?

    Glas voll – Glas leer

    Die Taschen voll. Voll mit Schätzen. Zuhause die Taschen leeren und wieder raus. Pfandflaschen suchen. Es treibt ihn, es treibt ihn an. Das Pfand. Die leeren Flaschen – eine Sucht. Die Flaschen zu leeren – eine Sucht.

    Noch eine Flasche auf – Flasche leer

    Ein Mann, der Bier trinkt, ist kein Alkoholiker, denkt man. – Expert*innen empfehlen, nicht mehr als maximal 0,5 Liter Bier pro Tag zu trinken. – Ein halber Liter am Tag. Für Männer. Ein Viertelliter am Tag. Für Frauen.

    Noch eine Flasche auf – Flasche leer

    Wie ist es dann mit einem halben Kasten am Tag? Jeden Tag? Ein Mann, der einen halben Kasten leert, jeden Tag, sein ganzes Leben. Ist so ein Mann Alkoholiker?

    Noch eine Flasche – der Kopf schon fast leer

    Das Bier. Kühl. Der Kopf irgendwann auch. Das ist keine Lösung! Das ist nur ein Schein, eine Schein-Lösung. Mein Vater hat sich aufgelöst.

  • Der Traum

    Das Grundmotiv fast aller meiner Träume: Ich muss irgendwo hin und komme niemals an.

    Heute habe ich geträumt, dass ich mit einer Freundin zum Essen verabredet bin. Auf dem Weg dorthin tauchen aus dem Nichts meine beiden älteren Kinder auf und begleiten mich. Am Wegesrand liegt meine Freundin, bewusstlos. Ich denke, dass aus der Verabredung dann wohl nichts wird und will umkehren, um Hilfe zu holen. Meine Kinder sind nicht mehr bei mir, dafür begleiten mich zwei geflüchtete Kinder aus Syrien. Am Horizont tauchen Kampfjets auf und beginnen zu schießen. Ich denke, das ist jetzt gar nicht gut, das kann die zwei Kinder retraumatisieren. Wir begeben uns in ein Hotel, da wir hier Urlaub machen. Während draußen der Krieg herrscht, überlege ich, ob ich beginnen soll die Schmutzwäsche einzupacken, da wir doch morgen abreisen. In dem Moment weckt mich mein Mann.

    Während ich träume, wunder ich mich nie darüber, was gerade passiert. Ich bin so sehr in der Situation, dass ich alles hinnehme, ohne mir darüber Gedanken zu machen. Völlig emotionslos.

    Dafür bin ich drei Stunden später immer noch verwirrt. Wie krass, dass ich beginnen will, die Wäsche einzupacken… Total absurd!

  • Ein Brief an Frau B.

    Liebe Frau Grundschullehrerin,

    ich glaube, Sie wissen gar nicht, wie gut ich Sie verstehen kann. Es ist ja meine Tochter, die Sie unterrichten. Wir haben beide das gleiche Ziel: Ihre Schülerin/ meine Tochter soll mit Freude lernen. Den Weg dorthin stellen wir uns unterschiedlich vor.

    Schon bevor meine Tochter eingeschult wurde, ahnte ich, dass es mit ihr und der Schule nicht so reibungslos laufen würde. Die Erfahrungen, die ich mit meinem Sohn gesammelt hatte, waren insgesamt unerfreulich. Umso glücklicher waren wir, dass sich seine Situation nach dem Klassenwechsel deutlich entspannte. Das nur am Rande, denn grundsätzlich hatte ich die Hoffnung, dass bei meiner Tochter alles anders sein würde. Ich bin wirklich so, so gerne zur Schule gegangen (jedenfalls zur Grundschule) und ich dachte, das wäre bei meinen Kindern eben auch so. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

    Der Termin am vergangenen Mittwoch war sehr deutlich. Sie sind frustriert. Das haben wir sehr schnell verstanden. Das Thema ist wie in den letzten 10 oder mehr Gesprächen das gleiche. „Ihr Kind arbeitet nicht!“* Neu war, dass Sie fast durchgehend geredet haben. Also, geredet klingt zu nett, Sie haben sich ausgekotzt. 30 Minuten haben Sie uns erklärt, was unsere Tochter alles nicht macht, obwohl sie dazu absolut in der Lage ist. „Warum ist das so?“, fragen Sie meine Tochter, die keine Antwort darauf geben kann. Also wenden Sie sich an mich: „Was sagen Sie dazu?“ Ja, was soll ich sagen, was ich nicht schon in den letzten 10 oder mehr Gesprächen gesagt habe? So versuche ich so diplomatisch wie eben möglich zu erwidern, dass ich nicht damit gerechnet habe, dass meine Tochter, gerade in dieser Situation, erklären kann, was wir uns seit mehr als zwei Jahren fragen. Meine Antwort macht Sie gar nicht glücklich. Ich vermute, Sie würden jetzt gerne in die Tischkante beißen oder schreiend aus dem Klassenzimmer rennen, aber Sie versuchen ruhig zu bleiben und antworten mir: „Sie verstehen Ihre Tochter also?“

    Ja, genau. Ich verstehe mein Kind, und wenn ich es nicht verstehe, versuche ich es, und wenn das nicht hilft, denke ich „Sie ist, wie sie ist.“ und atme. Bitte trösten Sie sich mit dem Gedanken, dass Sie nur noch zwei Jahre lang die Lehrerin meiner Tochter sind. Zwei Jahre gehen schnell vorbei. Ich bin mir sicher, Sie schaffen das! Und ich bin mir sicher, meine Tochter schafft das auch!

    Denn, wissen Sie, so lange ich lebe, für immer, bin ich die Mutter meiner Tochter. Und auch, wenn ich mir immer wieder ein „Ja!“ wünsche, wo mir meine Tochter ein „Nein!“ entgegenschmettert, wird meine Tochter so sein, wie sie ist. Es hilft kein Meckern, kein Drängen und kein Schreien. Ja, natürlich habe ich schon gemeckert, gedrängelt und geschrien und werde dies in Zukunft auch wieder tun, aber geholfen hat es nicht!

    Vielleicht werde ich Sie eines Tages treffen und wir können gemeinsam über die Grundschulzeit meiner Tochter lachen. Vielleicht laufen Sie aber auch schnell weg, wenn Sie mich sehen und denken sich, dass die 10 oder mehr Gespräche mit mir für ein ganzes Lehrerinnenleben reichen!

    Herzliche Grüße,
    Jennifer Heart

    *Sie „arbeitet“, aber nicht so, wie es sich die Lehrerin vorstellt.

  • Augen auf bei der Therapeuten-Wahl!

    „Sie rationalisieren! Wenn Sie Ihre Erlebnisse schildern, klingt es wie eine Berichterstattung. Als würde ich einen Artikel in einer Zeitung lesen. Sie sind meine einzige Patientin, die so sehr rationalisiert.“

    Obwohl ich sehr leistungsorientiert bin, hatte auch ich verstanden, dass dies nicht als Lob gemeint war. Aber was wollte sie mir damit sagen? Vielleicht war es ein entscheidender Fehler zu Beginn der Therapie zu sagen, dass ich mir wünschte emotionaler zu sein. Wahrscheinlich hätte es den Verlauf der Therapie auch gut getan, ihr zu sagen, dass ich mit der Zeit zu dem Gedanken gekommen war, nicht mehr daran zu arbeiten mich zu verändern, sondern mich so anzunehmen, wie ich bin. Auch wenn das bedeuten sollte, dass ich ein rationaler Mensch bin. Fuck the heck! Was soll damit nicht richtig sein?

    Die ersten Stunden hatte ich das Gefühl, dass sie, obwohl sie so ganz anders war als ich oder gerade deswegen, die richtige Therapeutin für mich wäre. Zu Beginn ging es mir nach den Sitzungen sehr schlecht, aber ich hatte gearbeitet, ich hatte einen Schritt getan. Innerlich sträubte sich bei dem Gedanken an den nächsten Termin alles in mir. Ich wollte nicht hingehen, tat es trotzdem. Immer die Schuhe ausziehen, beide Füße am Boden, Kontakt mit Mutter Erde. Ich ließ mich darauf ein. Ich gab ein Stück Kontrolle aus der Hand und versuchte die Dinge nicht zu hinterfragen, nicht zu zerdenken, wie sonst.

    Aber mit der Zeit wurde mein innerer Widerstand größer. Ich wollte es mir noch nicht eingestehen und nahm die Termine weiter wahr. Ich wusste nicht mehr, was ich erzählen sollte. Also begann ich von den Schulproblemen meines Sohnes zu erzählen. Eine Sitzung, zwei Sitzungen, drei Sitzungen. Zum Schluss erzählte ich ihr dann sogar von den Gesprächen mit dem Schulpsychologen. Auch schön der Psychologin vom Psychologen zu erzählen. Und immer, wenn mir die Worte ausgingen, redete sie von Pferden. Wie sie die Pferde behandelt. Wie sie die Pferde reitet. Wie sie sich mit der Reitlehrerin unterhält. Wie man das Vertrauen, der Pferde gewinnen kann. Oder besser gesagt, wie sie das Vertrauen der Pferde gewinnen kann.

    Pferde? Ich mag Pferde überhaupt nicht! Ich habe mir währenddessen überlegt, was sie mir mit der Pferde-Metapher sagen will. Bin ich das Pferd und sie die Reiterin? Oder bin ich die Reiterin und mein Leben das Pferd? Vielleicht wusste sie selbst auch nicht mehr, was sie sagen soll. Keine Ahnung, warum ich sie nicht einfach gefragt habe. Aber es führte dazu, dass ich zweifelte. War sie die richtige Therapeutin für mich? Ich erzählte seit Wochen von Schulproblemen und Elternabenden und sie schilderte ihre Erlebnisse aus dem Reitstahl. Das Ende war bereits in Sicht. Und wenn ich mal in diese Richtung geschaut hätte, hätte ich es auch sehen können!

    Ich würde mir bei der Auswahl eines Therapeuten beim nächsten Mal wesentlich mehr Zeit nehmen und stärker auf mein Bauchgefühl hören. Mein Hausarzt hatte mir gesagt, dass er mir im Bedarfsfall so viele Verordnungen ausstellen würde, wie ich benötigen würde, um den richtigen zu finden.

    Ich kann aber sagen, dass die Therapie Dinge angestoßen hat. Am Anfang sind sehr viele Steine ins Rollen gekommen. Die Sitzungen waren für mich eher eine Art Erinnerung daran weiterzuarbeiten, und zwar nicht während dieser, sondern während meines Lebens!