Spontaner Gedanke:
Zeigt die Amel rot, bleib steh’n.
Zeigt die Ampel grün, dann geh’n!
Wer eine Rot-Grün-Schwäche hat, kann unter Umständen wenig mit diesem Reim anfangen. Bei Ampeln, bei denen die Farben immer gleich angeordnet sind, gibt eben diese Anordnung eine Orientierung. Ob aber ein Licht an einer Armatur rot oder grün leuchtet, da kann es bei der Einordnung schon schwierig werden. So gibt es einige Berufe, die von Menschen mit einer Rot-Grün-Schwäche nicht ausgeführt werden dürfen. Der Film Little Miss Sunshine lehrte mich, dass Astronaut*in als Traumberuf von der Liste gestrichen werden muss. Ein Besuch bei der Augenärztin mit meinem Sohn begrenzte diese Liste weiter.
Wie immer im Leben ist die Wahrnehmung der Welt eine höchst individuelle Angelegenheit.
Letztes Jahr habe ich begonnen mich mit dem Thema Wechseljahre zu beschäftigen. Der Versuch einer ersten Orientierung war der Blick in die populär-wissenschaftliche Literatur, die die Wechseljahre als Chance lobt.
„Women on Fire!“ (Verbrennen als Chance – Seitenblick zum Phönix)
Selbstoptimierung at its best. In meinem Kopf ploppt der neoliberale Business-Kasper Christian Lindner aus der Box und faselt: „Ein Risiko ist eine dornige Chance!“ Also einfach kräftig zugreifen. Wechseljahre umarmen, bevor sie dich erwürgen.
Sehr wichtige Themen rund um die sich annähernde Menopause außerdem: Abnehmen und Natürlichkeit. Grundtenor aller Ratschläger… pardon Ratgeber: Ausreichend Schlaf, ausgewogene Ernährung, moderate Bewegung! Die Dreifaltigkeit der Einfältigkeit.
Ich schweife ab. Was will ich damit sagen? Diese Reflexhaftigkeit alles als Chance zu betrachten, was vielleicht auch einfach nur ein ganz großer Scheißdreck oder eine nicht veränderbare Tatsache oder etwas ganz anderes ist, diese Reflexhaftigkeit, die verdanken wir den kapitalistischen, klassizistischen, rassistischen, patriarchalen, neo-liberalen, etc. Strukturen unserer Lebenswelt. „Jede*r ist des eigenen Glückes Schmied!“ Ich kotze.
Wer die Herausforderung nicht annimmt, der*dem mangelt es am richtigen Mindset. In den überwiegenden Fällen bitte einmal Mindset durch Herkunft oder Finanzstatus ersetzen.
Der Texteinstieg sollte eigentlich zu einem anderen Thema führen, was ich nun aufgebe, um hier einen von mir erprobtem Hinweis zum Thema Wechseljahre zu geben.
Ein Drittel, der Menschen, die die Wechseljahre durchleben, merken nichts, die flutschen einfach so durch. Ein Drittel merkt Veränderungen, die ihr Leben nicht oder nur gering einschränken. Das letzte Drittel hat gesundheitliche Beschwerden und erlebt sie als belastend. Schade eigentlich, dass ich zum letzten Drittel gehöre.
Nachdem ich mehr als 10 Jahre mehr oder weniger depressiv war, war meine Toleranz für Mittel, die erst nach längerer Einnahme oder eben gar nicht wirken, erschöpft. Nachdem ich begriffen hatte, dass meine Beschwerden auf den Rückgang von Progesteron und Östrogen zurückzuführen sind, ließ ich mir diese als Hormonersatz-Präparate verordnen. Von einem Tag auf den anderen keine Hitzewallungen, keine Schlafstörungen und keine Magenschmerzen mehr. Weitere Beschwerden verbesserten sich im Verlauf der Einnahme.
Es gibt vermutlich Menschen, die mit der Einnahme von z.B. Mönchspfeffer, ihre Beschwerden erfolgreich vermindern können. Natürlich helfen gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf, moderate Bewegung sicher auch, immer, bei allem. Als Basis. Aber wie ich zu ausreichend Schlaf kommen soll, wenn die Schlafstörungen durch einen Mangel an Progesteron verursacht werden, ohne eine Hormonersatztherapie? Es bleibt ein Rätsel oder der Titel eines neuen Ratgebers: „Schlafstörungen als Chance!“
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