Blog

  • Mein Jahresrückblick 2022

    Ganz grob auf einer Skala von 1 bis 10: Wie war Dein Jahr?
    Das Jahr war durchgewachsen… eine 1 wäre zu wenig, eine 10 zu viel. Es ist irgendwas dazwischen.

    Zugenommen oder abgenommen?
    Ich weiß es nicht.

    Haare länger oder kürzer?
    ich weiß es nicht. Ich könnte auf Bildern nachschauen, aber irgendwie ist es doch auch vollkommen egal.

    Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
    Altersbedingte Weitsichtigkeit… Inzwischen habe ich diverse Brillen. Lesebrillen und eine Gleitsichtbrille, von der mir schwindlig wird.

    Mehr Geld oder weniger?
    Ich weiß es nicht.

    Mehr ausgegeben oder weniger?
    Sehr viel mehr. Wir sind umgezogen.

    Der hirnrissigste Plan?
    Ich schaffe das allein. Haus entrümpeln, renovieren, parallel Verkauf organisieren, Kisten packen und alles ungefähr zu 85% alleine… Na ja, das geht schon, hätte ich aber nicht machen sollen. Denke ich mir jetzt…

    Die gefährlichste Unternehmung?
    Neue Dinge wagen.

    Das leckerste Essen?
    Ich weiß es nicht.

    Das beeindruckendste Buch?
    Ich habe dieses Jahr wenig gelesen. Vorwiegend Fachbücher zu Trauma, Traumafolgestörung. Beeindruckend war das alles eher auf spezielle Weise.

    Der ergreifendste Film?
    Ergreifende Filme habe ich 2022 nicht gesehen.

    Die beste Serie?
    Fargo.

    Die beste CD?
    Das beste Album? Ich habe vor ein paar Tagen das Album Abi von Eko Fresh zum ersten Mal gehört. Das gefällt mir gut.

    https://youtu.be/Nz7lU0SACZ4

    Die meiste Zeit verbracht mit…?
    mit meinem Mann und den Kindern.

    Das schönste Konzert?
    Ich habe mir dieses Jahr sehr viele Konzertkarten gekauft und habe fast alle verfallen lassen. Danke, Sozial-Phobie. Ich war bei Helge Schneider in der Philarmonie Köln. Das war nett.

    Die schönste Zeit verbracht mit…?
    mit meinem Mann.

    Vorherrschendes Gefühl 2022?
    Erstaunen.

    2022 zum ersten Mal getan?
    Antidepressiva abgesetzt.

    2022 nach langer Zeit wieder getan?
    Umgezogen.

    3 Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
    Sozial-Phobie / Dr. Arschlinghaus / Erschöpfung

    Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
    Ich mich davon, dass ich gut bin, wie ich bin.

    Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?
    Ein Bild für meinen Mann.

    Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
    Zeit.

    Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?
    Das ist sensationell.

    Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?
    Arti, wir gehen in den Wald. (Sehr erstaunlich, wie sehr unsere Hündin sich jedes Mal über diesen Satz freut.)

    Besseren Job oder schlechteren?
    Weder noch.

    Dieses Jahr etwas gewonnen und wenn, was?
    Nein.

    Mehr bewegt oder weniger?
    Ich weiß es nicht. Vielleicht gleich viel?

    Anzahl der Erkrankungen dieses Jahr?
    Corona im April. Und der chronische Kram.

    Davon war für Dich die Schlimmste?
    Corona war drei Tage richtig, richtig mies. Ich habe es schnell und gut überstanden.

    Dein Wort des Jahres?
    Weitergehen.

    Dein Unwort des Jahres?
    Männer-Gruppe.

    Dein Lieblingsblog des Jahres?
    Vorspeisenplatte

    Dein größter Wunsch fürs kommende Jahr?
    Heilung.

    2022 war mit 1 Wort…?
    Unerwartet!

    Jahresrückblick 2021

  • Don’t put the blame on me.

    Diesen Text habe ich 2017 geschrieben. Dieser hängt irgendwie mit diesem zusammen: http://jennifer-heart.de/?p=1048

    Am 14. Februar 2014 hatte ich einen Termin. Wie passend es doch ist, dass er an einem Valentinstag stattfand. Ich hatte diesen Termin mit großem Widerwillen vereinbart und es ging (eigentlich) nicht um mich. Im Rückblick kann ich sagen, dass es um mich, um mein Leben ging.

    Nach so vielen Jahren zum ersten Mal das Gefühl zu empfinden, verstanden zu werden. Das ist unbeschreiblich. Ja, klar, das ist sein Beruf. Menschen verstehen, Menschen ernst nehmen und ihre Probleme anerkennen. Das war mir schon vor drei Jahren bewusst, es ist seine professionelle Rolle. Trotzdem verliebte ich mich in ihn. Mir das einzugestehen, war schmerzhaft.

    Als ich ihn dann letztes Jahr ( nach zwei Jahren wieder sah – erneut nicht ganz freiwillig), waren die Gefühle für ihn in aller Heftigkeit zurück. Die Sehnsucht so groß. Doch auch die Gewissheit, dass es eine Träumerei ist, war in mir gereift. Es fand einen Abschluss.

    Vor einer Woche traf ich einen Mann. Einen Mann, mit dem sich alles so gut anfühlte. Der erste Mann (andere) nach 19 Jahren. Ich war überwältigt von den Gefühlen, die er in mir auslöste. Doch ich werde ihn nicht wiedersehen, obwohl ich es sich ein Teil von mir wünscht.

    And, please, don’t put the blame on me. I’m only human.

     

  • Wurzeln – Traum mit Therapeut

    Wurzeln – Traum mit Therapeut

    Ich habe heute Nacht von Ihnen geträumt. Wir waren gemeinsam im Wald. Sie wollten mir etwas zeigen. Ich hatte Schwierigkeiten mit Ihnen Schritt zu halten. So waren sehr zielstrebig und nahmen den Weg durch die Blätter, den Hügel hinauf, leichtfüßig. Oben warteten Sie auf mich und ich ließ mich atemlos neben Sie plumpsen und atmete durch. Nach einer kurzen Pause dreht ich mich zur Seite und hätte mich fast auf Ihren rechten Oberschenkel aufgestützt. Ohne jegliche Absicht. Sie hatten die Beine ausgestreckt und als Sie sahen, dass ich Sie fast berührte, zogen Sie die Beine an und sprangen federleicht auf. Ich bewegte mich etwas ungelenk in einen Vierfüßlerstand und schaffte es umständlich auf die Füße zu kommen.

    Ich wusste nicht, was Sie mir zeigen wollten und folgte Ihnen. Nach der Pause ging alles leichter. Sie zeigten auf den Boden. „Schauen Sie, das suchen wir nicht.“ Auf dem Boden lagen Samen, die noch nicht gekeimt waren. Sie gingen weiter. Und dann erblickten Sie etwas. Die Erde schien an einer Stelle aufgelockert wurden zu sein und so waren zarte, aber trotzdem kräftige Wurzeln zu sehen. „Das würde ich Ihnen gerne einpflanzen. Neue, frische Wurzeln. Das ist etwas, was Ihnen bisher fehlt.“

    Ich wundere mich. Wie können mir Wurzeln eingepflanzt werden? Ich werde wach.

  • Bitte geben Sie mir Halt.

    Bitte geben Sie mir Halt.

    Lieber Herr Therapeut,

    bitte geben Sie mir Halt, halten Sie an mir fest, bitte halten Sie mich fest. Bitte berühren Sie mich nicht. Bitte kommen Sie mir nicht zu nah.

    Bitte fassen Sie mich an den Schultern, wenn ich den Kopf senke, zweifelnd, leidend und sagen mir, dass alles gut wird und dass Sie für mich da sind. Bitte sagen Sie mir, dass ich gut bin, dass ich so sein kann, wie ich bin. Aber sagen Sie es so leise, dass ich es nicht hören kann, sagen Sie es ohne Worte.

    Bitte nehmen Sie mich in den Arm, bitte halten Sie mich aus, ich brauche so sehr Halt. Aber bitte bleiben Sie auf Ihrem Platz, bitte halten Sie Abstand.

    Bitte glauben Sie mir, wie wichtig Sie für mich sind, und bitte lassen Sie mich glauben, dass es Ihnen wichtig ist, dass es mir gut geht. Aber bitte verschweigen Sie Ihre Gedanken, bitte schweigen Sie über Ihre Gefühle. Bitte seien Sie leise. Bitte seien Sie nur da.

    Bitte halten Sie mein Herz, mein kleines Herz, bitte heilen Sie mein Herz. Bitte flicken Sie es, ganz sanft. Bitte geben Sie ihm Zeit, damit es heilt. Es ist verletzt, ich spüre die Stiche. Jede Ablehnung ein Stich, jedes Nicht-Gesehen-Werden ein Stich, jede Unsicherheit ein Stich. Es waren zu viele Stiche, zu große Schmerzen. Ich war so klein.

    Warum hat meine Mutter mich nicht geliebt? Mein Herz ist so verletzlich, ich bin so verletzlich.

    Warum hat sie mich so schlecht versorgt? Ich war nicht bereit für die Welt, ich konnte sie nicht aushalten, mit meinem kleinen Herz, so verletzt. Jede Enttäuschung ein Stich ins Herz. Bitte machen Sie mein Herz ganz.

    Wie geht das Leben?

    So klein war ich und die Enttäuschungen so groß. So klein war ich und die Täuschungen so groß, dass ich sie nicht durchschaute. Bitte täuschen Sie mich nicht, aber bitte sagen Sie mir, dass alles gut sein wird.

    So klein war ich und die Schmerzen so groß. Unfassbar groß und niemand da, der mich umfasste, so sanft, so liebevoll, dass ich nicht fassen konnte, wie liebenswürdig ich war, wie schlau ich war, wie sehr ich mich danach sehnte, gesehen zu werden, nach Geborgenheit, nach Liebe, Sicherheit, Wärme, nach offenen, schützenden Armen.

    Bitte schauen Sie mich an, wie ich bin, was ich kann, mit einem offenen und ehrlichen Blick, aber blicken Sie mir nicht in die Augen, sehen Sie mich an, wenn ich es nicht sehe. Ich kann Ihrem Blick nicht Stand halten. Ich schäme mich, dass ich gesehen werden will, und ich schäme mich, wenn Sie mich sehen.

    Ich sehne mich danach, gesehen zu werden und mich darüber zu freuen. Über die Blicke, über mich, wie ich bin. Ich schäme mich für diese Sehnsucht, ich erlaube mir nicht, mich zu freuen. Scham.

    Ich kann nicht fassen, dass ich wertvoll bin, dass ich ausreiche, wie ich bin, dass ich etwas tun kann, was gut ist, was gefällt. Ich kann es nicht glauben.

    Ich möchte Ihnen gefallen und falle haltlos. Angst. Ich schäme mich dafür, dass ich mir wünsche, dass Sie mich mögen. Wer bin ich denn schon? So bedürftig, so kaputt.

    Ich bin so klein, damit ich mich verkriechen kann, in mir drin, da verstecke ich mich und stecke fest. Bitte holen Sie mich raus, aber bitte kommen Sie nicht rein. Ich möchte nicht, dass Sie sehen, wie es hier aussieht, wie klein ich bin, so verloren, so unzulässig. Lassen Sie mich hier in Ruhe und bleiben Sie bei mir. Ich muss mich auf Sie verlassen können und kann es nicht zulassen.

    Immer Angst, immer Scham.

    Ich bin so zerrissen, bitte machen Sie mich ganz.

  • Mein Jahresrückblick 2021

    Mein Jahresrückblick 2021

    Ganz grob auf einer Skala von 1 bis 10: Wie war Dein Jahr?
    Ich dachte ja schon letztes Jahr, dass es nicht wesentlich schlimmer werden kann. Ja, geht aber doch. Auf eine bestimmte Punktzahl möchte ich mich aber nicht festlegen.

    Zugenommen oder abgenommen?
    Da ich mich länger nicht gewogen habe, vermute ich, dass ich im Vergleich zu Dezember 2020 abgenommen habe. Dazwischen ein paar Schwankungen.

    Haare länger oder kürzer?
    Länger. Und zum ersten Mal lang und ungefärbt seit ca. 10 Jahren. Manchmal überlege ich, ob ich wieder färben soll, es ist mir aber zu lästig und die meiste Zeit sind mir die grauen Haare egal.

    Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
    Altersbedingte Weitsichtigkeit, sagt die Betriebsärztin. Ich habe aber nicht das Gefühl eine Lesebrille zu brauchen, geht noch ohne Hilfsmittel.

    Mehr Geld oder weniger?
    Mehr.

    Mehr ausgegeben oder weniger?
    Mehr.

    Der hirnrissigste Plan?
    Ich schaffe das allein. (Ich glaube, das hatte ich schon mal geschrieben…)

    Die gefährlichste Unternehmung?
    Mein Leben war 2021 so langweilig und unspektakulär, ich wüsste nicht, was da (objektiv betrachtet) gefährlich war.

    Das leckerste Essen?
    Alles.

    Das beeindruckendste Buch?
    So richtig beeindruckt hat mich keins… Ganz schlimm war „Das Kind in dir muss Heimat finden.“ von Stefanie Stahl. (Wo ist eigentlich das eine vor Heimat im Titel geblieben?) Mir war schon vor dem Lesen klar, dass es mir nicht gefallen wird. Wenn es dir schlecht geht und du nach einer Lösung suchst, ist es auf keinen Fall dieses Buch! Ich habe es aus reinem Interesse gelesen, u.a. weil es so erfolgreich ist.

    Ja, doch, das Buch „Weiterleben“ von Ruth Krüger hat einen großen Eindruck bei mir hinterlassen, ich konnte es bisher nicht zu Ende lesen. Ich habe es zur Seite gelegt, bis es mir wieder besser geht.

    Der ergreifendste Film?
    In diesem Jahr war ich nur zwei Mal im Kino. Sehr schlimm ist das! Zum einen in James Bond „Keine Zeit zu sterben.“ Nett. Und in „Schachnovelle“. Sehr zu empfehlen. Über die ARD-Mediathek habe ich „Ich bin dein Mensch“ geschaut. Hat mir sehr gefallen.

    Die beste Serie?
    Wir haben dieses Jahr so viele Serien, wie nie zuvor geschaut. Es ist mir aber nichts als besonders gut in Erinnerung geblieben. „Goliath“ war ganz okay.

    Die beste CD?
    Musik. Ich habe dieses Jahr neue Musik gehört, immerhin. Und ich habe ein Album besonders häufig gehört. Settle von Disclosure. Das Album ist aus dem Jahr 2013, was darauf schließen lässt, dass ich bei Musik echt ganz nah am Puls der Zeit bin…

    Ich habe die Befürchtung, dass die Musiker hinter dem Bandnamen zwei weiße Bubis aus California sind, die sich aus den verschiedenen Musik-Kulturen bedienen (kulturelle Aneignung), um einen fancy Beat darunterzumischen. Da ich froh bin, dass ich für mich „neue“ Musik entdeckt habe, werde ich das vorerst nicht recherchieren.

    Das schönste Konzert?
    Keine Konzerte.

    Die meiste Zeit verbracht mit…?
    mit meinem Mann und den Kindern.

    Die schönste Zeit verbracht mit…?
    mir allein.

    Vorherrschendes Gefühl 2021?
    Verzweiflung.

    Ich habe seit über 10 Jahren mal mehr, mal weniger darüber nachgedacht, ob ich Antidepressiva nehmen soll. Für mich war es dir richtige Entscheidung. Ich habe sehr schnell eine gute Psychiaterin gefunden und das erste Medikament hat gut gewirkt, nebenwirkungsfrei. Ich weiß, dass das nicht bei allen so ist. Ich glaube, dass ich da viel „Glück“ hatte.

    2021 zum ersten Mal getan?
    Antidepressiva genommen.
    Mit Haustieren gelebt.

    2021 nach langer Zeit wieder getan?
    Mit Kolleg*innen in „echt“, aber immer mit Maske, gearbeitet.

    3 Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
    Dieselben Fehler wieder machen.
    Selbstzweifel.
    Depressionen.

    Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
    Ich mich davon, endlich einen Termin bei meinem Psychotherapeuten zu machen und offen mit ihm zu sprechen.

    Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?
    Es ist, wie es ist. Ich verschenke nur schöne Sachen (das kann ich wirklich gut) und ich schenke gerne. Das schönste… keine Ahnung.

    Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
    Mein Mann backt für mich regelmäßig den Kuchen, den ich mir wünsche. Dafür bin ich sehr dankbar und es macht mich glücklich.

    Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?
    Ich werde bei Ihnen bleiben.

    Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?
    Ich kann mir vorstellen, dass wir einen Hund haben können.

    Besseren Job oder schlechteren?
    Weder noch.

    Dieses Jahr etwas gewonnen und wenn, was?
    Nein, nichts gewonnen.

    Mehr bewegt oder weniger?
    Mehr.

    Anzahl der Erkrankungen dieses Jahr?
    Depressionen und Traumafolgestörung. (Das erste Mal, dass ich das hier hinschreibe…)

    Davon war für Dich die Schlimmste?
    Im Prinzip hatte ich zuerst eine Traumafolgestörung, aus der die Depression entstanden ist. Und das ist beides einfach so richtig scheiße, dass das einfach vollkommen ausreicht. Alles andere ist im letzten Jahr daneben Kleinkram gewesen.

    Dein Wort des Jahres?
    Weiter.

    Dein Unwort des Jahres?
    Lebensleistung.

    Dein Lieblingsblog des Jahres?
    Vorspeisenplatte

    Dein größter Wunsch fürs kommende Jahr?
    Endemische Lage.

    2021 war mit 1 Wort…?
    Abfuck!

    Jahresrückblick 2020

  • Sitzung 16.11.2021

    Sitzung 16.11.2021

    Lieber Herr Therapeut,

    die letzte Sitzung hat mir etwas Entspannung gebracht. Ich fühlte mich erleichtert. Am Tag darauf war ich erschöpft und ich legte mich nach der Arbeit für 36 Stunden ins Bett. Es ist einfach schwierig In meinem Alltag, die Ruhe zu finden, die ich vermisse und die ich auch brauche, um meine Gedanken kreisen zu lassen.

    Mir kam ein Gedicht von Itzig Manger in den Sinn. Ich habe es durch Zufall vor einigen Jahren gelesen und obwohl ich mich grundsätzlich nicht für Lyrik begeistern kann, hat es bei mir einen Eindruck hinterlassen. Ich denke mir, dass ein Gedicht, ein kurzes Gedicht, trotz der Knappheit viel Raum zur Interpretation lässt. Und ob das nun die Absicht des Autors war oder nicht, da ist Raum für meine eigene Deutung oder auch die Anwendung auf meine Lebenssituation. Das Gedicht ist im Original in Jiddisch, auf Englisch heißt es „On the way stands a tree“. Eine andere Übersetzung lautet „The bent tree“. Der gebogene oder verbogene Baum.

    Auf dem Weg oder am Weg steht ein Baum, von dessen Ästen Vögel In unterschiedliche Richtungen fliegen. Ein Junge, oder vielleicht könnte es auch ein Mädchen sein, sagt zu der Mutter, dass es sich, das Kind, vor den Augen, vor ihren Augen in einen Vogel verwandeln möchte oder könnte. Die Mutter erschrickt. Sie sagt „Zieh dir aber einen Schal an!“ und das Kind soll immer mehr Kleidungsstücke anziehen. So viel, bis es sich kaum noch bewegen kann. Das Gedicht endet sinngemäß mit dem Satz „Und in den Augen meiner Mutter sehe ich die Liebe, die mich nicht zu dem Vogel werden lässt, der ich sein möchte.“

    Es soll wohl so sein, dass jüdische Mütter besonders behütende Mütter sind. Ich kann das nicht beurteilen. Aber ich denke, dass es in allen Kulturen solche Eltern gibt. Aber dieses Gedicht lässt eben auch zu, das anders zu deuten. Es ist also von einem Baum die Sprache. Auf dem die Vögel sitzen. Und da kommen natürlich dann Wurzeln und Flügel zusammen. Es ist aber kein gerader Baum, der da am Wegesrand steht, es ist ein verbogener, ein krummer Baum. Also, die Basis stimmt nicht oder ist nicht optimal. Trotzdem. Die Vögel verschwinden. Sie können davonfliegen.

    Ich glaube, dass mir meine Eltern keine Wurzeln gegeben haben. Meine Eltern haben mir Fesseln gegeben. Und diese wiegen schwer. Ich spreche nicht so gerne in diesem Bild, weil es sehr plakativ ist. Aber diese Fesseln, die haben also verhindert, dass ich meine Flügel ausbreiten konnte und selbst wenn, hätte ich aufgrund der Last nicht vom Boden abheben können.

    In den letzten Tagen fühlte sich mein Herz so verwundet an, wie abgeschmirgelt. Vielleicht auch empfindlich. Umgeben von einem Schild aus Narbengewebe. Und ich glaube, dass es irgendwie an der Zeit ist, das abzulegen. Ich hab aber einfach noch zu große Angst, dass das Herz dann zerspringt. Mein Herz. Dass wenn ich jetzt weine, ich in meinen Tränen untergehe.

    An dem Tag, an dem ich Ihnen diesen Brief vorlese, werde ich mir ein Tattoo stechen lassen. Ich spüre das Tattoo auf meiner Haut. Der Gedanke ist schon in die Haut eingeschrieben. Und auch das ist jetzt sehr plakativ. Aber es muss für mich Sinn ergeben und das tut es. Paul McCartney hat ein Lied geschrieben. Das heißt Blackbird. Und diese Amsel von der er singt, sie soll fliegen. Trotz der Flügel, die gebrochen waren. Trotz der Augen, die müde sind. Und er sagt „Das ist der Moment, auf den du so lange, dein ganzes Leben, gewartet hast.“ Deswegen lasse ich mir eine Amsel tätowieren. Die mich daran erinnern soll, dass ich fliegen kann. Dass die Amsel die Lasten, die vielen Schichten der Kleidung, die Fesseln, ablegen kann. Sich frei machen kann.

    Ich höre meinen Eltern schon lange nicht mehr zu. Und wenn ich meine Glaubenssätze, die meine Eltern mir beigebracht haben, ablegen kann, dann werde ich ihnen, diesem Echo, nicht mehr gehorchen.

    Es ist jetzt Zeit für mich zu reden. Frei zu sein und zu fliegen.

    Viele Grüße,

     

     

  • Wie komme ich durch schwere Zeiten?

    Wie komme ich durch schwere Zeiten?

    Das ist sicherlich eine Frage, die viele Menschen beschäftigt und die ich mir in der Vergangenheit gestellt habe und auch in der Zukunft immer wieder stellen werde.

    Ich kann hier aus meinen individuellen Erfahrungen berichten und eventuell sind meine Strategien für jemanden hilfreich. Für die, die daraus keine Hilfe ziehen können, gibt es andere Möglichkeiten, die sie sicher finden werden.

    Täglich (wenn möglich 1 Stunde) sportliche Betätigung

    Die Anstrengung muss so hoch sein, dass ich ins Schwitzen gerate. Wenn ich keinen Bock habe, zwinge ich mich trotzdem. Das ist nervig und fühlt sich blöd für mich an, aber hinterher geht es mir immer besser. Es ist vollkommen egal, welche sportliche Aktivität ich ausführe, es muss gerade so anstrengend sein, dass der Puls hoch geht, ich aber noch gut atmen kann. (Wirkung und Wirksamkeit wurde wissenschaftlich untersucht, wer Details darüber wissen möchte, kann mit Hilfe einer Suchmaschine schnell fündig werden.)

    Über kleine Dinge freuen

    Das ist ein Tipp, der äußerst banal klingt und wahrscheinlich auch für die*den eine*n oder andere*n etwas Übung erfordern könnte, vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall freue ich mich jeden Morgen auf meine erste Tasse Kaffee and auf alle drei Mahlzeiten, die ich an diesem Tag zu mir nehmen. Dabei spielt es keine große Rolle, was ich esse. Ich freue mich darüber, dass ich mich um mich kümmere, auf meine Bedürfnisse achten und meinen Hunger stillen kann. Das ist sehr basal, aber ich bin sehr gut darin. Und gehört sicherlich zum Bereich der Selbstwirksamkeit.

    Selbstwirksamkeit

    Das ist absolut wichtig, wenn ich das Gefühl habe, dass mir alles aus meinen Händen gleitet und ich keine Kontrolle mehr habe. Und tatsächlich ist es so, dass wir Menschen über viel weniger Dinge die Kontrolle haben, als wir denken bzw. glauben möchten. Ich nehme mir also kleine Projekte vor, die ich gut schaffen kann und die eine Veränderung bewirken. Das kann sein, dass ich eine Wand streiche und ein neues Bild aufhänge. Für mich ist es wichtig, dass sich sehen und begreifen kann, dass ich etwas mit meinen Fähigkeiten und mit meinen Händen erreichen (er-schaffen) kann. Für andere kann es eine gute Sache sein, ein Brot zu backen oder ein Vogelhaus zu bauen. Ich räume auch gerne auf. Nicht um des Aufräumens Willen, sondern um anschließend sehen zu können, was ich geschafft habe.

    Ziele setzen

    Und zwar realistische und gut erreichbare Ziele. Die ganze Sache soll Spaß machen und nicht in eine Überforderung führen. Letztes Jahr um Ostern habe ich mir eine sogenannte Fitness-Challenge vorgenommen. Dazu habe ich einen Plan ausgedruckt, den ich online gefunden hatte. Hier ging es nicht darum, mich auf einen Marathon vorzubereiten. Sondern: Für mich ging es darum gut schaffbare Workouts durchzuführen und im Anschluss ein Kreuzchen hinter ein Kästchen machen zu können. Nach 30 Tagen konnte ich dann sehen, dass ich alle Aufgaben erreicht hatte. Das hat mir ein gutes Gefühl gegeben.

    Selbstfürsorge

    Oft habe ich den Eindruck, dass viele Menschen es lieben, sich mit einem Buch und einer Tasse Tee in die Badewanne zu legen. Wenn dir das gut tut, mache es! Für mich bedeutet Selbstfürsorge auch, Kontrolltermine bei Ärzt*innen wahrzunehmen. Das ist auch eine Art Challenge, weil ich äußerst ungern medizinische Termine wahrnehme. Aber hinterher bin ich immer dankbar und froh, dass es hier in der Umgebung ausreichend Fachärzt*innen gibt und freue ich mich darüber, etwas für mich und meine Gesundheit getan zu haben.

    Schlechte Zeiten oder schlechte Stimmung zulassen

    Wenn ich es so empfinde, dass mein Leben momentan ******* ist, dann habe ich jedes Recht der Welt mich auch ******* zu fühlen. Darin habe ich sehr viel Erfahrung. Auch hier gilt nach jedem Tief, geht es auch wieder aufwärts. Es ist eine echte Herausforderung für mich alle Gefühle anzunehmen oder überhaupt meine Gefühle wahrzunehmen. Meine Erfahrung zeigen mir, dass es mir nicht hilft die Gefühle zu verdrängen, denn – und das klingt sicher ein wenig esoterisch – alle Gefühle, die in mir entstehen, wollen gelebt werden und sie warten auf den Moment sich zu zeigen. Und wenn ich da zu lange warte, gibt es Zeiten, in denen ich von meinen Gefühlen überrannt werde. Aber auch das kann ich aushalten. Ich versuche trotzdem, nicht abzuwarten und früher aktiv zu werden. Ich übe das noch.

    Dankbarkeit

    Es ist immer wieder gut sich darüber bewusst zu werden, was im eigenen Leben gut ist. Manche Leute schreiben Listen oder malen Bilder. Ich bin dafür beides nicht zu haben, aber die Momente, in denen ich die Dankbarkeit spüre, versuche ich mir zu merken und sie in meine Erinnerungen einzubrennen. Wobei es sicherlich doch hilfreich wäre, sie aufzuschreiben.

    Wie machen das andere Leute?

    Wer gerne liest, dem kann ich empfehlen autobiographische Texte zu lesen. Für mich sind diese Texte in den vergangenen Jahren essentiell geworden. Vor allen Dingen, weil ich durch sie erfahre, wie andere Menschen leben und wie andere Menschen mit ihren Herausforderungen umgehen und damit leben. Es geht hier nicht darum, mich zu vergleichen oder ein Gefühl entwickeln zu müssen, dankbar zu sein, weil es Menschen gibt die schlimmere Dinge erfahren haben. Es geht mir darum zu lernen, dass alle Mensch individuelle Probleme oder Herausforderungen haben. Und was diesen Menschen in ihrer einzigartigen Situation geholfen hat und im Anschluss zu überlegen: Ist das etwas was mir auch helfen könnte?

    Sehr beeindruckt und nachhaltig geholfen hat mir das Buch „… trotzdem Ja zum Leben sagen“ von Viktor E. Frankl. Besonders das Kapitel „Wenn einem nichts mehr bleibt“. Und auch das Buch „Ein gutes Leben ist die beste Antwort“. Und auch hier gilt: das sind Bücher, die mir geholfen haben. Es gibt eine Vielzahl von autobiographischen und biographischen Berichten und für jede*n sicher auch eine passende Lektüre. Und Filme, Dokumentationen, Bildbände oder ganz was anderes sind auch noch da!

    Seid sanft zu euch!

  • Sitzung 08.11.2021

    Sitzung 08.11.2021

    Lieber Herr Therapeut,

    die letzte Sitzung war sehr schmerzhaft. Nachdem ich Ihre Praxis verlassen hatte, wusste ich für einige Augenblicke nicht, was ich machen soll. Es war schwer, zu gehen bzw. zu entscheiden, wohin ich gehen soll.

    Wenn ich in der letzten Sitzung gesagt habe, dass ich den Verrat meiner Eltern als eine Art Mord empfunden habe, möchte ich das revidieren und stattdessen sagen, dass sie mein Gefühlsleben, Gefühlserleben abgetötet haben.

    Es ging mir in den vergangenen Tagen schlecht. Ich fühlte mich wie von einem Nebel umgeben. Ich fühlte eine schwere Last, die mich niederdrückt. Ich fühlte gar nichts. Ich spürte meinen Körper nicht. Ich fühlte mich wie aufgelöst. Ich hatte Gefühle, wusste aber nicht welche.

    Mir ist schmerzhaft, noch einmal stärker, bewusst geworden, wie sehr meine Kindheit meine Entwicklung beeinflusst hat. Und welchen Einfluss das immer noch auf mich hat. Wie stark das Verhalten meiner Eltern, mich verdreht hat. Dass ich es als so bitter empfinde, dass ich mich mein ganzes Leben gefragt habe, was nicht mit mir stimmt. Und ich mich immer wieder gefragt habe, ob ich eine Art von Persönlichkeitsstörungen habe. Und den Fehler bei mir gesucht habe.

    Was haben meine Eltern mit mir gemacht? War es das wirklich wert? Den egoistischen Drang seine eigenen Gefühle über sein Kind zu befriedigen. Auf Kosten meiner gesunden Entwicklung und Persönlichkeitsentfaltung.

    All diese Jahre voller Selbstzweifel und Sehnsucht. Und voller mühsamer Anstrengungen. Einfach für den ***** All diese Energie, die ich investiert habe. In meinem Leben. Um ein Ziel zu erreichen, das nicht zu erreichen ist. Die viele Energie, die ich brauche, um ein gutes Leben führen zu können. Heute.

    Ich habe einen Podcast gehört zu C. G. Jung. Bei dem es nur um Basiswissen ging. Und eine Soziologin war eingeladen, um darüber zu sprechen und. Nein, das war keine Soziologin, das war eine Psychologin für Tiefenpsychologie. Zu mindestens bei einer der Aussagen, dass in der Mitte des Lebens die Erkenntnis auftauchen kann, dass da ein Drang gespürt werden kann, dass da ein anderes Leben, da ist ein anderes Leben, das gelebt werden möchte. Diesen Drang spüre ich auch. Der hat aber mit meiner Lebensmitte nichts zu tun. Ich möchte ein freieres und mutigeres Leben leben. Und ich möchte nicht bitter darüber werden, dass es dieses Leben unter anderen Umständen bereits gegeben hätte. Und das macht mich so sauer. Dass meine Eltern rein gar nichts verstehen. Nichts. Was Sie mir angetan haben. Wie schwer mein Leben ist.

    Ich möchte, dass Sie mir dabei helfen. Ich habe Angst. Meine ehemalige Therapeutin. Sie hat so viele schlimme Dinge zu mir gesagt, die sich in mich eingebrannt haben. Und sie hat genau in die Kerbe geschlagen, an der meine Eltern schon gearbeitet hatten. Und deswegen ist es mir auch leicht gefallen, das zu glauben. Ich wäre selber Schuld daran, dass meine Eltern mir nicht glauben würden. Weil ich alles so rationalisieren würde. Ich würde berichten, wie in einem Artikel in einer Tageszeitung. Sehen Sie Sie reagieren über. Wieder. Sie haben sich nicht genug angestrengt. Wir haben zu wenig erreicht. Sie haben zu wenig erreicht.

    Wenn wir zusammenarbeiten und ich mich darauf einlasse… Wenn das nicht klappt. Also wenn die Therapie nicht aufgeht. Ich weiß nicht, ob ich das nochmal schaffe.

    Ich will mich auf den Weg machen. Bleiben Sie bei mir, bitte.

    Grüße,

  • CN Sexualisierte Gewalt, Emotionaler Missbrauch, Körperliche Gewalt

    Ich habe viele Beiträge hier auf „privat“ gestellt und insgesamt müsste ich alle Beiträge einmal überarbeiten. Das werde ich aber in der nächsten Zeit nicht schaffen und somit kommt hier der Hinweis, dass mein Blog die oben genannten Themen behandelt und dass die, die das nicht lesen möchten, wollen, können, sich bitte schützen und es eben nicht tun!

    Zudem der Hinweis auf Anlaufstellen, für Menschen, die Hilfe suchen und brauchen:

    www.deutsche-depressionshilfe.de
    www.NummerGegenKummer.de
    www.TelefonSeelsorge.de