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  • CN Sexualisierte Gewalt, Emotionaler Missbrauch, Körperliche Gewalt

    Ich habe viele Beiträge hier auf „privat“ gestellt und insgesamt müsste ich alle Beiträge einmal überarbeiten. Das werde ich aber in der nächsten Zeit nicht schaffen und somit kommt hier der Hinweis, dass mein Blog die oben genannten Themen behandelt und dass die, die das nicht lesen möchten, wollen, können, sich bitte schützen und es eben nicht tun!

    Zudem der Hinweis auf Anlaufstellen, für Menschen, die Hilfe suchen und brauchen:

    www.deutsche-depressionshilfe.de
    www.NummerGegenKummer.de
    www.TelefonSeelsorge.de

  • Das stört mich.

    Die Freundin: „Vor dem Supermarkt steht seit Jahren jeden Tag eine Frau und verkauft Obdachlosen-Zeitungen. Ich bin fast jeden Tag in diesem Supermarkt und ich muss jeden Tag an der Frau vorbeigehen. Zweimal jeden Tag. Sie spricht mich nicht an. Ich gebe ihr nie Geld. Es stört mich, dass sie dort steht. Ich will nicht, dass sie da steht. Wenn sie jeden Tag dort stehen kann, dann kann sie doch auch arbeiten gehen.“

    Die Freundin: „Im Schulkiosk gibt es keine Frikadellenbrötchen mehr. Dort werden nur noch vegetarische Snacks verkauft. Verstehe mich nicht falsch. Aber für die Fleischesser muss doch auch etwas angeboten werden.“

    Sind das Probleme? Zu der Zeitungsverkäuferin habe ich ihr meine Meinung gesagt. Und zwar freundlich und sachlich. Ich habe ihr nicht gesagt, dass sie sich mal Gedanken machen soll, was sie da eigentlich sagt! Zu den armen, ausgegrenzten Fleischesser*innen ist mir nichts mehr eingefallen. Ich weiß es nicht. Keine Frikadelle mehr. Mein Beileid. Schlimm. Zustände sind das. Einfach die Frikadellen streichen. Was kommt als nächstes? Keine Butter mehr auf dem Brötchen? Bei allen Problemen auf der Welt, scheint das hier ein ganz besonders schwerer Fall zu sein. Frikadellen-Gate.

    Ich für meinen Teil verstehe ohnehin nicht diese Obsession. Hackfleisch. Ist es nicht eher ein Dienst an der Menschheit, Frikadellen zu streichen? Haben Sie sich schon mal damit beschäftigt, was in Hackfleisch enthalten ist? Wie das schon klingt: Hackfleisch.

    Schlimmer ist nur noch Mett. Mett-Brötchen mit Zwiebeln. Bah! Kulturgut Mett und Hackfleisch. Unsere Kultur wurde auf Hackfleisch und Mett begründet. Deutsche Leitkultur. Garniert mit Zwiebeln. Ganz schlimm auch Mettigel.

    In Amerika schnellt der Fleischkonsum in die Höhe. Schön lecker Steak. Toll, toll, hurra, hurra!

    Was mich so alles stört. Unglaublich. Wenn ich damit jetzt anfange, wird das ein langer Text, ein Buch, ein Manifest! Oktoberfest finde ich auch doof! Oktoberfest außerhalb von München gleiche Stufe wie Mett. Den ganzen Tag stört mich was! Mein Leben ein einziges Störgeräusch. Wenn ich nur hier sitze, bin ich schon genervt. Einfach so! Obwohl ich nichts mache, nur atme. Niemand da außer mir. Stellen Sie sich mal vor, wie das ist, wenn ich rausgehe. Der Nachbar sagt: „Sei gegrüßt!“ Ich denke: „Ach, halt doch deine Fresse, du blöder Fatzke!“ und sage: „Hallo!“ und versuche zu lächeln. Und wenn ich dann im Wald bin und denke: „Wieder diese scheiß-blöde Nordic Walking Gruppe! Wie blöd sind die eigentlich?“, gehe ich einfach so weiter. Wenn mich jemand grüßt, grüße ich zurück. Toll! Wie ich das meistere! Ich bin direkt ein bisschen stolz auf mich. Meistens versuche ich Leuten im Wald aus dem Weg zu gehen, das ist im Wald gar nicht so schwer. Obwohl ich ja wirklich von niemanden angesprochen werden will, passiert mir das ziemlich häufig. Also, besser einen Bogen um Menschen machen, die wollen mir zu oft menscheln.

    Letztens war ich bei einem Seminar. Da waren natürlich auch viele andere Menschen, u.a. ein Paar, bei dem ich direkt dachte: „Boah, was sind die anstrengend.“ Unglaublich anstrengend, sehr redselig, zu allen Themen hatten die was zu sagen, sehr viel zu sagen. Nee, was haben die mich genervt! Am letzten Tag haben sie dann ganz besonders genervt und ich wollte nur weg, schnell weg, Tasche greifen und zack laufe ich ihr in die Arme, sie umarmt (???) mich: „Es war so schön dich kennen zu lernen, vielleicht trifft man sich mal wieder?!“ „Nein, Beate, ganz sicher treffen wir uns nicht mehr. Geh mir aus dem Weg!“, denke ich.

    Sie sollten auch stolz auf mich sein und auf meine Selbstkontrolle. Wenn ich die Dinge, die ich denke, immer aussprechen würde, nein, das möchte niemand.

    Denn das, was ich denke, und das, was ich fühle, das passiert alles in mir drin. Da bin ich für verantwortlich. Dass Beate und ihr Björn mich so hart nerven, ja, da haben die zwei schon einen Anteil dran… Dass mich mein Nachbar nervt… Ich kenne den eigentlich gar nicht… Ich finde den einfach so doof. Ich will mich auch gar nicht vom Gegenteil überzeugen. Ich nerve mich auch selbst damit, dass ich so genervt bin.

    Was ich eigentlich sagen will. Ich komme doch auch klar. Was soll denn das jetzt mit diesen Frikadellen eigentlich? Und warum erzählt sie das denn? Ich möchte nicht über Frikadellen sprechen.

    Kommt doch alle einfach mal klar, bitte!

  • Ich habe nicht alle Tassen im Schrank…

    Wer Kinder hat, der sucht häufig etwas.

    Kinder sind toll. Keine Frage! Es ist doch überwiegend so, dass über Kinder das geschrieben wird, was stört oder nervt oder lustig sein soll. Oder nicht?

    Ich versuche in naher Zukunft darüber zu schreiben, was gut daran ist, Kinder zu haben… Da gibt es wirklich viel zu erzählen.

    Jetzt ist es aber so, dass ich hier meistens berichte, wenn ich mir „etwas von der Seele schreiben muss“. Wenn mir eine Laus über die Leber gelaufen. (Was ist das bitte für ein Sprichwort?)

    Zurück zum Anfang: Sachen suchen. Es fängt vielleicht schon damit an, eine Tasche für die Geburt zu packen. Bei der ersten Geburt sehr gewissenhaft, ich habe alles, was empfohlen wird, zusammengesucht und habe davon nichts gebraucht, außer der Wechsel- und Babykleidung. Ganz vielleicht hat mein Mann den Proviant (Müsliriegel) gegessen. Ich war während der Geburt zu sehr mit der Geburt beschäftigt und nach der Geburt mit der Nachgeburt (WTF??? Das hatte ich nicht gewusst oder verdrängt) und nach der Nachgeburt war ich zu müde und zu glücklich und dann ging es schon nach Hause (ambulante Geburt).

    Es geht weiter mit Wickeltaschen, Wechselkleidung, Schwimmtaschen, Reisetaschen, Schultaschen, Rucksäcke usw. usw. Ein beständiges zusammensuchen und daran denken, Taschen mitzunehmen oder mitzugeben.

    Zwischendurch das Nervenkostüm suchen…

    Was ich auch oft suche, sind Sachen, die mir gehören. Die erste Sache, die verloren ging, nachdem ich Mutter geworden war, war mein Ehering. Der Gedanke lag nah, dass mein Sohn damit gespielt haben könnte. Ich weiß es nicht. Es ist auch möglich, dass ich ihn selbst verloren habe. Fott ist er!

    Um meine Dinge vor dem Zugriff der Kinder zu schützen, komme ich immer mal wieder auf die Idee, das Ding zu verstecken. Und zwar da, wo niemals jemand suchen würde. Nach einiger Zeit ich inbegriffen. Wo? Wo ist das Ding?

    Und dann weiß ich nicht, ob ich es verloren oder zu gut versteckt habe oder ob es ein Kind „ausgeliehen“ hat. Und das nervt mich dann unendlich! Und es ärgert mich! Und niemand weiß was! Und niemand gibt mir sachdienliche Hinweise!

    Es ist zum Mäuse melken! (Umso älter ich werde, umso mehr Redewendungen kommen mir in den Sinn, die meine Mutter benutzt hat. Was soll das?) Als Kind habe das nicht verstanden: Wer sollte denn überhaupt Mäuse melken wollen? Und warum sollte meine Mutter eigentlich einen Föhn kriegen? („Ich kriege einen Föhn!“) Oder einen Affen? („Ich kriege einen Affen!“)

    Am Sonntag verreise ich und ich suche dieses eine Ding! Und natürlich weiß niemand, wo das ist! Und alle schwören, dass sie es nicht haben oder es noch niemals gesehen hätten.

    So, jetzt schreibe ich das Ding eben ab. Die Reise findet auch ohne es statt. Es taucht wieder auf oder nicht. Bon voyage!

  • Ein unkluges Verhältnis zur Quelle

    Ich schreibe eine Hausarbeit zum Thema (grob) Hoffnung. Dafür habe ich zuerst recherchiert und anschließend gelesen. Schwierig ist es da ein Ende zu finden, denn es gibt so vieles, was ich lesen könnte. Aber jetzt ist erst mal Schluss!

    Nachdem ich einiges gelesen habe, habe ich begriffen, dass wir in Krisen geschüttelten Zeiten leben. Das ist ein beliebter Einstieg im Vorwort, von den Autor*innen selbst verfasst oder von einer Person, die die Kompetenz zu haben scheint, etwas zum Thema beizutragen. Und es fallen verschiedene Namen auf, die immer wieder genannt werden. Nietzsche, Camus, Kant und andere. Ein Text ist mir besonders ins Auge gefallen, weil er einen bestimmten Namen nicht nennt. 

    Das Buch „Radikale Hoffnung. Ethik im Angesicht kultureller Zerstörung“ wurde von Jonathan Lear geschrieben und erschien zum ersten Mal 2006 unter dem Original-Titel „Radical Hope. Ethics in the Face of Cultural Devastation“ auf Englisch. Ich persönlich finde, dass Jonathan Lear sehr langatmig schreibt und es ein ausführlicher Aufsatz auch getan hätte. Trotzdem: der Inhalt ist durchaus empfehlenswert.

    In der Onleihe habe ich ebenfalls nach dem Schlagwort Hoffnung gesucht. Die Stadtbibliothek verfügt über Fachliteratur in erstaunlich großem Umfang. Dort fand ich das Buch „Hoffnung. Über ein kluges Verhältnis zur Welt“ von Philipp Blom, das im Jahr 2024 erschien. Ein kluges Verhältnis zur Welt. Der Untertitel ist mir gerade erst aufgefallen. Ja, okay, ein kluges Verhältnis… Das kommt sehr nichtssagend daher, oder? Ich habe das Buch quergelesen, für die Hausarbeit ist es ungeeignet. Es ist so etwas im Plauderton geschrieben, Nietzsche wird zitiert, im Vorwort wird auf die vielen Krisen hingewiesen und aha, so ein Zufall, es wird auch von radikaler Hoffnung geschrieben, aha, das kommt mir doch sehr bekannt vor, aha, wer hat denn da vergessen, die Quelle anzugeben, Herr Blom?

    Herr Blom verfügt über die unkluge Hoffnung, dass es niemandem auffällt, dass er abschreibt.

  • Brain Fog, Baby!

    Brain Fog gesungen auf Love Shack von The B-52‘s:

    Wo sind denn Bands wie The B-52‘s? Pet Shop Boys? Madness? Bin ich alt und nostalgisch? Vielleicht? Und wo sind denn Filme wie The Commitments? Fish & Chips?

    Mit meiner Herkunftsfamilie war wirklich nix anzufangen! Nix, gar nix, nada! Aber: Filme konnten wir gucken und dabei lachen. Oberste Regel beim Filme gucken: still sein und auf die Leinwand oder den Bildschirm gucken. Das vermindert die Gelegenheit für Konflikte!

    Der letzte Film, den wir alle zusammengeguckt haben (ohne meinen Bruder) war nicht Mamma Mia! Das hatte ich bis gerade eben gedacht. Den habe ich schwanger mit meiner Schwester 1 und ihrer inzwischen (lange, lange) Ex-Freundin geguckt. Ich habe sehr viel geweint – ich war schwanger.

    Falls mir der Film noch einfällt, ergänze ich den Titel. Der Kinoabend lief gut, der Film war kurzweilig, wir haben gelacht. Einige Zeit später offenbarte mir Schwester 2, dass sie während des Films fast gekotzt hätte, weil sie beobachten konnte, wie mein Mann (zu dem Zeitpunkt Freund) und ich Händchen gehalten haben. Gehässigkeiten kommen unerwartet, fliegen tief und treffen ihr Ziel. Fast gekotzt… S. oben: Die Regel lautet auf die Leinwand gucken!

    Zurück zum Titel: Brain Fog. Kennen Sie das? Das anhaltende Gefühl der Kopf sei vernebelt, mit Watte gefüllt. Dieses Gefühl habe ich schon lange.

    Es ist mir jetzt zu müßig aufzuschreiben, bei welchen Ärzt*innen ich bisher war, um die Ursache zu finden. Brain Fog kann im Prinzip Begleitsymptom von allem sein! Ich kann ganz gut damit leben, ohne wäre schöner.

    Momentan hoffe ich, dass die Hormonersatztherapie Milderung mit sich bringt. Wie immer wird natürlich in allen Ratgebern die Einfaltigkeit der Dreifaltigkeit empfohlen: ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und moderate Bewegung.

    Ich glaube heute Abend gucke ich The Commitments, vielleicht lache und weine ich ein bisschen und/ oder ärgere mich darüber, wie schlecht der Film gealtert ist.

  • Kleinanzeigen

    Ich mag Kleinanzeigen. Bis jetzt habe ich alles losbekommen, was ich dort eingestellt habe. Dazu muss ich sagen, dass ich fast alles verschenke. Wenn ich etwas nicht mehr brauche, dann soll es jemand anders haben. Ich wüsste nicht, dass ich jemals etwas verschenkt habe, bei dem ich später dachte: „Ach, das hätte ich besser behalten sollen.“

    Ich würde viel mehr verschenken, wenn die anderen vier Haushaltsmitglieder nicht so sehr an den Dingen hängen würden. Mein Schwiegervater sagte schon immer: „Besser haben als brauchen!“ Ich habe ihn das nie sagen hören, aber mein Mann berichtete davon.

    Nachdem ich das Haus mein Schwiegereltern ausgeräumt hatte, wusste ich, dass es das Lebensmotto meiner Schwiegereltern war. „Wer weiß, für was das noch gut sein kann?„ Ich verstehe das. Kriegskinder.

    Unglaublich, was die Leute alles holen kommen. Ich bin wirklich dankbar dafür! Manchmal wundere ich mich. Dass Leute nicht kommen, überrascht mich nicht mehr. Ich warte mittlerweile nicht mehr auf die Leute. Wenn ich weg muss, stelle ich die Sachen vor die Haustür und schicke eine Nachricht an die Abholer*innen.

    Erstaunlich ist, dass es Menschen gibt, die ein Doppelbettgestell mit einem kleinen Kleinwagen abholen wollen. Oder mehrere große Blumenbänke mit einem Smart. Oder dass gestern jemand vor einem Haus in der Nachbarstadt stand, weil es dort eine Straße mit dem gleichen Namen gibt.

    Viele bringen ein kleines Dankeschön mit, fast niemand eine Tasche oder Box für den Transport.

    Ich könnte noch viel interessantere Sachen zur Entrümpelung des Hauses schreiben, das ist dann aber zu privat.

    Was ich nicht mag, sind Kisten, in die Leute Sachen reinstellen, die sie verschenken möchten. Denn die Gefahr besteht, dass Familienmitglieder Sachen entdecken und denken: „Besser haben als brauchen!“

  • Wer schreibt, der bleibt!

    Der Beginn einer neuen Rubrik: Was will uns dieses Sprichwort sagen?

    Aus Gründen habe ich eine Aufgabe bekommen… oder ich habe darum gebeten, diese Aufgabe zu bekommen… das verleiht der Sache vielleicht ausreichend Verbindlichkeit, damit ich in vier Wochen etwas berichten kann. Die Aufgabe lautet: schreiben. Was ich schreibe, ist erst mal egal.

    To-do-Liste, Tagebucheintrag, Einkaufszettel, etc. Für einen ganz kurzen Moment habe ich an sog. Morning Pages gedacht. Toll, dass es doch für fast alles einen Begriff gibt. Morning Pages sind für mich (nach kurzem nachdenken) nichts. Am Morgen kann ich Kaffee trinken und Löcher in die Luft gucken. Was ich am Morgen gar nicht brauche, sind weitere Aufgaben.

    Manchmal phantasiere ich, dass ich morgens joggen gehe. Das würde meinen Kreislauf in Schwung bringen, meinen Kopf frei machen, im Prinzip würde sich der ganze Körper freuen. Ja, die Idee ist toll, doch ich jogge sehr ungern (mehrfach probiert) und am Morgen Kaffee und Löcher, s.o.

    Falls ich doch noch ein neuer Mensch werde, dann auf jeden Fall eine, die morgens joggen geht!

    In der vorlesungsfreien Zeit muss ich eine Hausarbeit schreiben. Also, jetzt… Thema (grob): Hoffnung in Extremsituationen. Die letzte wissenschaftliche Arbeit habe ich in einer schweren depressiven Phase geschrieben. Thema (grob): Darstellung von Depressionen in der zeitgenössischen Literatur.

    Das war auf jeden Fall eine meiner weniger guten Ideen. Ich habe das Thema aber total gefühlt. Das ist ja nicht immer so… Das Ergebnis hätte schlechter sein können, ich war und bin zufrieden.

    Heute werde ich noch viele schöne Dinge erleben. Zum Beispiel einen Becher Eis essen. Die Familie ist verreist, ich bin eine Woche alleine Zuhause. Das wird wunderschön!

  • Schwanen-Weh

    Wenn ich verreise, bin ich mit Bildungsauftrag unterwegs, mit Kulturprogramm. Aus dem Weg, ich bilde mich.

    Ich war in Dresden, im Mai. Grünes Gewölbe. Sehr enttäuschend! Meine Erwartungen waren zu hoch! Oder zu tief? Ein Gewölbe ist in meiner Vorstellung im Keller. Gewölbe. Ein schönes Wort, was ich bei Wikipedia fix nachgeschlagen habe:

    „Ein Gewölbe ist ein zum darunter gelegenen Raum hin konkaves Schalenbauteil und gehört somit zu den gekrümmten Flächentragwerken. Während ein Bogen in einer Ebene liegt, hat ein Gewölbe eine dreidimensionale Ausdehnung. Gewölbe ermöglichen die Deckung von Räumen mit alleiniger Druckbelastung der Materialien.“

    Ja, gut, ich hatte das wohl mit Gewölbekeller verwechselt. Jedenfalls Grünes Gewölbe. Nicht so spannend, außer man mag Audio Guides. Und Vitrinen, in denen Schmuckstücke arrangiert sind. Keine Ahnung, was ich erwartet hatte…

    Was guckt sich in Dresden der kulturinteressierte Mensch außerdem an? Also, vermutlich auch die kulturuninteressierten? Die Semper Oper. Ich hatte eine Karte für Schwanensee gekauft. Das Orchester hat mir sehr gefallen. Die Ballettänzer*innen haben alles gegeben, aber die Aufführung…

    Wen es interessiert, kann hier nachlesen. Ich schaue mir so gut wie nie Ballett- oder Tanzaufführungen an, habe keine fachliche Expertise, ich kann nur sagen, wie es mir gefallen hat: grauenvoll, verstörend. Wieso? Weshalb? Warum?

    Aber Semper Oper von außen und innen gesehen. Unvergesslich. Muss ich also nie wieder hin!

  • Reizthemen Teil 2

    Stehplätze. Ich bin zu alt dafür! Schon länger!

    Vor vielen Jahren war ich mit meinem Mann und meinem Vater bei einem Konzert von The Darkness. Das muss schon sehr lange her sein, da mein Vater dabei war. Die Vorband hieß The Ginger Five oder ähnlich. Ein Leadsänger mit E-Gitarre und noch drei Gitarristen oder zwei Gitarristen und ein Bass, ein Drummer. Es war sehr laut und durch die Steherei hatte ich Rückenschmerzen, Laune im Keller. Soweit ich mich erinner, haben wir The Darkness nicht gesehen, weil ich so durch war, dass ich nach Hause wollte. Null Frustrationstoleranz an dem Abend.

    Bosse ist mir ungut in Erinnerung geblieben, den mag ich nicht mehr. Ich war mit einer Freundin, ebenfalls vor langer Zeit, bei einem Bosse Konzert. Im Palladium. Palladium nie eine gute Idee für mich. Die Vorband war nett, spielte drei oder vier Lieder, Bosse kam auf die Bühne „Jippie! Juchhu! Das war die Band …! Bis später!“ Äh, wie? Bis später? Wo geht er hin? Nach ungefähr 1,5 Stunden kam er dann mit seiner Band wieder. Laune abermals im Keller. Ich hatte inzwischen Rückenschmerzen. Ich bin grundsätzlich keine Miese-Petra. Stehen und warten machen mich zu einem anderen Menschen.

    Mittlerweile habe ich natürlich dazugelernt. Konzerte ohne Sitzplatz – ohne mich! Das Alter! Sehr gerne gehe ich in die Kölner Philharmonie. Die Vorstellung beginnt pünktlich! Und viele Sitzplätze. Letztes Jahr waren mein Sohn und ich bei Xatar. Sehr, sehr gut! Leider ist Xatar verstorben.

    Dieses Jahr waren wir bei Samy Deluxe & Mikis Takeover! Ensemble. Man lernt nie aus… und es tut mir sehr leid, das zu sagen. Cembalo geht gar nicht. Was ist das für ein Instrument? Was soll das? Beim ersten Lied dachte ich: „Aha! Originell. Ein Cembalo.“ Schon beim zweiten Lied dann der Gedanke: „Ja, gut! Habe ich das auch mal live gehört. Reicht dann auch.“ Dieses Instrument wirkt bei mir absolut nervtötend! Cembalo für mich No-go!

    Da fällt mir ein. Außerdem waren wir bei Lars Eidinger, der Berthold Brecht vorträgt. Es könnte sein, dass da ein Cembalo gespielt wurde, aber nur kurz… Es gab ein Klavier, eine Orgel, ein Keyboard (?), eine Melodica, ein Harmonium, nicht gespielt von Lars Eidinger, sondern von einem Musiker, Hans-Jörn Brandenburg. Ich weiß nicht, wie mir das gefallen hat. Der Musiker war gut und Lars Eidinger war Lars Eidinger. Es waren ein paar Hardcore-Lars-Eidinger-Fans im Publikum. Weiß ich jetzt auch nicht.

    Lars Eidinger, den hatte ich bereits bei einem Deichkind Konzert gesehen, auf der Bühne, bei dem er aber eine Ski-Maske trug, um nicht erkannt zu werden? Also, das hat nicht so gut geklappt. Das Video, das vor dem Konzert, gezeigt wurde… Weiß ich auch nicht. Lars Eidinger als lebender Pinsel. Am Ende des Konzerts tanzten alle gemeinsam auf der Bühne. Diese Ernsthaftigkeit, mit der er die Beine in die Luft warf, werde ich nicht vergessen. Der ist einfach voll drin in dem, was er tut. Aber so was von.

    Ich bin ja oft raus. Stehplatz mit Rückenschmerzen, bin ich so raus. Stehplatz mit Rückenschmerzen und Wartezeit. Nee, nix für mich. Das werde ich Bosse nie verzeihen und ich werde nie wieder ein Lied von ihm hören. Komplett raus! Zwei Stücke begleitet vom Cembalo und Ciao, ich verabschiede mich. Bei Lars Eidinger bin ich weder drin noch draußen. Das weiß ich nicht, muss ich auch nicht.

    Ich bin ja auch weder drin noch draußen bei Heinz Strunk. Was ist da los mit mir? Zu einer Veranstaltung mit Lars Eidinger werde ich vermutlich nicht mehr gehen, habe ich erlebt und gut. Zu Heinz Strunk werde ich immer gehen, wenn er in der Nähe ist. Zauberberg 2. Ja, kann man lesen… kann man auch sein lassen. Die Lesung war sehr kurzweilig. Stadthalle in Köln-Mülheim, mit Sitzplatz natürlich. In der ersten Reihe, was Zufall war. Bestplatz-Garantie.

    Die Heinz Strunk Show vor mehreren Jahren im Gloria. Schlimm. Heinz Strunk Show in der Kulturkirche Nippes sehr gut! Mit tollen Ohrwürmern… Mega Döner, Giga Döner…

    Also, ich bin etwas vom Thema abgekommen. Reizthemen waren heute: Stehplatz, Stehplatz mit Wartezeit, mehr als ein Stück mit Cembalo-Begleitung. Alles nicht weltbewegend, eigentlich total bedeutungslos, musste ich aber mal aufschreiben.

    All das werde ich nie vergessen, diese Genervtheit, diese Gereizheit. Es macht die Veranstaltungen unvergesslich! Unforgetable!

  • Reizthemen

    Es gibt drei Themen in meinem Leben, die mich unverhältnismäßig nerven, die regelrecht Hass in mir hervorrufen, obwohl mir diese drei Sachen komplett egal sein könnten. Sie passieren nämlich einfach, ich habe keine Kontrolle darüber, es könnte mich einfach kalt lassen.

    Wenn ich eines dieser drei Lebewesen sehe, steigt mein Puls, der Blutdruck direkt mit, ich kneife die Augen zusammen, balle die Hand zur Faust und denke: „Nein, nicht schon wieder!“

    Alle drei Lebewesen haben eine begrenzte Saison. Allerspätestens im Herbst ist diese vorbei, die Seele baumelt, kein reizendes Lebewesen im Blick, ich vergesse sofort die Existenz dieser Wesen und fühle mich im Frühling bzw. im Sommer schlagartig: s.o.

    1. Der Giersch

    Bis vor drei Jahren wusste ich gar nicht, was Giersch ist. Was das davor für eine schöne gierschfreie Zeit war. Hach! Vieles weiß man ja erst im Rückblick zu schätzen. Stellen Sie sich eine Frau außer Rand und Band vor, die im Garten mit der Giftspritze (ungefährlich für Bienen und alle anderen Lebensformen außer für den Giersch) herumläuft und den Kampf aufnimmt. Ja, vollkommen bekloppt, irrationale, aber lassen Sie mich!

    2. Die Fruchtfliege

    Vorgehen ähnlich wie unter 1. Außer das mit der Giftspritze. Ich stelle Fallen auf, in denen die Fruchtfliegen ertrinken. Erbarmungslos, moralisch fragwürdig. In der SZ habe ich einen Artikel darüber gelesen, dass Fruchtfliegen gerne Karussell fahren. Wie soll ich denn bitte in Zukunft, eine Fruchtfliege ertrinken lassen, die gerne Karussell fährt. Ich werde demnächst Lebendfallen besorgen.

    3. Der Spargel

    Ich habe gerade auf Mastodon den ersten Tröt zum Lieblingsgemüse der Deutschen gelesen. Bitte mal Deutschlandtrend zu Gemüse durchführen, bitte! Es gibt doch kaum ein Gemüse, dass so nervig ist wieder der Spargel! Meine Meinung. Schon dieses ganze Theater mit dem Anbau. Kleine Hügel werden aufgeschüttet, für den Maulwurf unter den Gemüsesorten und diese dann mühevoll mit Plastikplanen zugedeckt, die eine Seite schwarz, die andere weiß, die dann gedreht und gewendet wird, damit es dem Spargel nicht zu warm oder zu kalt ist. Und die Sonne, die darf natürlich den Spargel nicht bescheinen. Der bleibt dann nicht mehr weiß! Und in Deutschland ist weiß sein schon lange das Ideal.

    Zudem wollen Deutsche zwar Spargel essen, aber nicht selber ernten. Das ist nämlich sehr beschwerlich. Das Spargelstechen. Da kommen dann bitte doch Gastarbeiter*innen, die bitte nicht zu gut bezahlt werden sollen (s. Fleischindustrie), denn der Spargelpreis soll nicht zu hoch sein. Wir lassen uns doch den Genuss nicht durch zu hohe Preise verhageln!

    Die ganze Sache um den Spargel wird damit abgerundet, dass der Spargel im Dritten Reich ein arisches Gemüse war. Ich brech ab, der Spargel durch. Der Spargel kann natürlich nichts dafür, der macht einfach sein Ding, während Deutsche ein Ding aus Spargel machen.

    In den kommenden Wochen werde ich wie jedes Jahr so viel über Spargel erfahren, wie ich es nie wollte.

    Ich persönlich rede gar nicht gerne über Lebensmittel. Ich möchte sie einfach essen. Deswegen habe ich hier schon zu viel über ein Gemüse geschrieben. Wenn ich Spargel esse, nur den grünen. Der muss nicht geschält werden.

    Die Nazis haben alles angeeignet, was sie für ihre Ideologie verwenden konnten. (Auch Gemüse.) Sie haben nichts von Bedeutung erschaffen. Sie sind ekelerregend! Nazis, AfD und Co. ist auch ein Reizthema, was mir nicht egal sein kann.

  • Red Flags für Farbfehlsichtige

    Spontaner Gedanke:

    Zeigt die Amel rot, bleib steh’n.
    Zeigt die Ampel grün, dann geh’n!

    Wer eine Rot-Grün-Schwäche hat, kann unter Umständen wenig mit diesem Reim anfangen. Bei Ampeln, bei denen die Farben immer gleich angeordnet sind, gibt eben diese Anordnung eine Orientierung. Ob aber ein Licht an einer Armatur rot oder grün leuchtet, da kann es bei der Einordnung schon schwierig werden. So gibt es einige Berufe, die von Menschen mit einer Rot-Grün-Schwäche nicht ausgeführt werden dürfen. Der Film Little Miss Sunshine lehrte mich, dass Astronaut*in als Traumberuf von der Liste gestrichen werden muss. Ein Besuch bei der Augenärztin mit meinem Sohn begrenzte diese Liste weiter.

    Wie immer im Leben ist die Wahrnehmung der Welt eine höchst individuelle Angelegenheit.

    Letztes Jahr habe ich begonnen mich mit dem Thema Wechseljahre zu beschäftigen. Der Versuch einer ersten Orientierung war der Blick in die populär-wissenschaftliche Literatur, die die Wechseljahre als Chance lobt.

    „Women on Fire!“ (Verbrennen als Chance – Seitenblick zum Phönix)

    Selbstoptimierung at its best. In meinem Kopf ploppt der neoliberale Business-Kasper Christian Lindner aus der Box und faselt: „Ein Risiko ist eine dornige Chance!“ Also einfach kräftig zugreifen. Wechseljahre umarmen, bevor sie dich erwürgen.

    Sehr wichtige Themen rund um die sich annähernde Menopause außerdem: Abnehmen und Natürlichkeit. Grundtenor aller Ratschläger… pardon Ratgeber: Ausreichend Schlaf, ausgewogene Ernährung, moderate Bewegung! Die Dreifaltigkeit der Einfältigkeit.

    Ich schweife ab. Was will ich damit sagen? Diese Reflexhaftigkeit alles als Chance zu betrachten, was vielleicht auch einfach nur ein ganz großer Scheißdreck oder eine nicht veränderbare Tatsache oder etwas ganz anderes ist, diese Reflexhaftigkeit, die verdanken wir den kapitalistischen, klassizistischen, rassistischen, patriarchalen, neo-liberalen, etc. Strukturen unserer Lebenswelt. „Jede*r ist des eigenen Glückes Schmied!“ Ich kotze.

    Wer die Herausforderung nicht annimmt, der*dem mangelt es am richtigen Mindset. In den überwiegenden Fällen bitte einmal Mindset durch Herkunft oder Finanzstatus ersetzen.

    Der Texteinstieg sollte eigentlich zu einem anderen Thema führen, was ich nun aufgebe, um hier einen von mir erprobtem Hinweis zum Thema Wechseljahre zu geben.

    Ein Drittel, der Menschen, die die Wechseljahre durchleben, merken nichts, die flutschen einfach so durch. Ein Drittel merkt Veränderungen, die ihr Leben nicht oder nur gering einschränken. Das letzte Drittel hat gesundheitliche Beschwerden und erlebt sie als belastend. Schade eigentlich, dass ich zum letzten Drittel gehöre.

    Nachdem ich mehr als 10 Jahre mehr oder weniger depressiv war, war meine Toleranz für Mittel, die erst nach längerer Einnahme oder eben gar nicht wirken, erschöpft. Nachdem ich begriffen hatte, dass meine Beschwerden auf den Rückgang von Progesteron und Östrogen zurückzuführen sind, ließ ich mir diese als Hormonersatz-Präparate verordnen. Von einem Tag auf den anderen keine Hitzewallungen, keine Schlafstörungen und keine Magenschmerzen mehr. Weitere Beschwerden verbesserten sich im Verlauf der Einnahme.

    Es gibt vermutlich Menschen, die mit der Einnahme von z.B. Mönchspfeffer, ihre Beschwerden erfolgreich vermindern können. Natürlich helfen gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf, moderate Bewegung sicher auch, immer, bei allem. Als Basis. Aber wie ich zu ausreichend Schlaf kommen soll, wenn die Schlafstörungen durch einen Mangel an Progesteron verursacht werden, ohne eine Hormonersatztherapie? Es bleibt ein Rätsel oder der Titel eines neuen Ratgebers: „Schlafstörungen als Chance!“