Wie komme ich durch schwere Zeiten?

Das ist sicherlich eine Frage, die viele Menschen beschäftigt und die ich mir in der Vergangenheit gestellt habe und auch in der Zukunft immer wieder stellen werde.

Ich kann hier aus meinen individuellen Erfahrungen berichten und eventuell sind meine Strategien für jemanden hilfreich. Für die, die daraus keine Hilfe ziehen können, gibt es andere Möglichkeiten, die sie sicher finden werden.

Täglich (wenn möglich 1 Stunde) sportliche Betätigung

Die Anstrengung muss so hoch sein, dass ich ins Schwitzen gerate. Wenn ich keinen Bock habe, zwinge ich mich trotzdem. Das ist nervig und fühlt sich blöd für mich an, aber hinterher geht es mir immer besser. Es ist vollkommen egal, welche sportliche Aktivität ich ausführe, es muss gerade so anstrengend sein, dass der Puls hoch geht, ich aber noch gut atmen kann. (Wirkung und Wirksamkeit wurde wissenschaftlich untersucht, wer Details darüber wissen möchte, kann mit Hilfe einer Suchmaschine schnell fündig werden.)

Über kleine Dinge freuen

Das ist ein Tipp, der äußerst banal klingt und wahrscheinlich auch für die*den eine*n oder andere*n etwas Übung erfordern könnte, vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall freue ich mich jeden Morgen auf meine erste Tasse Kaffee and auf alle drei Mahlzeiten, die ich an diesem Tag zu mir nehmen. Dabei spielt es keine große Rolle, was ich esse. Ich freue mich darüber, dass ich mich um mich kümmere, auf meine Bedürfnisse achten und meinen Hunger stillen kann. Das ist sehr basal, aber ich bin sehr gut darin. Und gehört sicherlich zum Bereich der Selbstwirksamkeit.

Selbstwirksamkeit

Das ist absolut wichtig, wenn ich das Gefühl habe, dass mir alles aus meinen Händen gleitet und ich keine Kontrolle mehr habe. Und tatsächlich ist es so, dass wir Menschen über viel weniger Dinge die Kontrolle haben, als wir denken bzw. glauben möchten. Ich nehme mir also kleine Projekte vor, die ich gut schaffen kann und die eine Veränderung bewirken. Das kann sein, dass ich eine Wand streiche und ein neues Bild aufhänge. Für mich ist es wichtig, dass sich sehen und begreifen kann, dass ich etwas mit meinen Fähigkeiten und mit meinen Händen erreichen (er-schaffen) kann. Für andere kann es eine gute Sache sein, ein Brot zu backen oder ein Vogelhaus zu bauen. Ich räume auch gerne auf. Nicht um des Aufräumens Willen, sondern um anschließend sehen zu können, was ich geschafft habe.

Ziele setzen

Und zwar realistische und gut erreichbare Ziele. Die ganze Sache soll Spaß machen und nicht in eine Überforderung führen. Letztes Jahr um Ostern habe ich mir eine sogenannte Fitness-Challenge vorgenommen. Dazu habe ich einen Plan ausgedruckt, den ich online gefunden hatte. Hier ging es nicht darum, mich auf einen Marathon vorzubereiten. Sondern: Für mich ging es darum gut schaffbare Workouts durchzuführen und im Anschluss ein Kreuzchen hinter ein Kästchen machen zu können. Nach 30 Tagen konnte ich dann sehen, dass ich alle Aufgaben erreicht hatte. Das hat mir ein gutes Gefühl gegeben.

Selbstfürsorge

Oft habe ich den Eindruck, dass viele Menschen es lieben, sich mit einem Buch und einer Tasse Tee in die Badewanne zu legen. Wenn dir das gut tut, mache es! Für mich bedeutet Selbstfürsorge auch, Kontrolltermine bei Ärzt*innen wahrzunehmen. Das ist auch eine Art Challenge, weil ich äußerst ungern medizinische Termine wahrnehme. Aber hinterher bin ich immer dankbar und froh, dass es hier in der Umgebung ausreichend Fachärzt*innen gibt und freue ich mich darüber, etwas für mich und meine Gesundheit getan zu haben.

Schlechte Zeiten oder schlechte Stimmung zulassen

Wenn ich es so empfinde, dass mein Leben momentan ******* ist, dann habe ich jedes Recht der Welt mich auch ******* zu fühlen. Darin habe ich sehr viel Erfahrung. Auch hier gilt nach jedem Tief, geht es auch wieder aufwärts. Es ist eine echte Herausforderung für mich alle Gefühle anzunehmen oder überhaupt meine Gefühle wahrzunehmen. Meine Erfahrung zeigen mir, dass es mir nicht hilft die Gefühle zu verdrängen, denn – und das klingt sicher ein wenig esoterisch – alle Gefühle, die in mir entstehen, wollen gelebt werden und sie warten auf den Moment sich zu zeigen. Und wenn ich da zu lange warte, gibt es Zeiten, in denen ich von meinen Gefühlen überrannt werde. Aber auch das kann ich aushalten. Ich versuche trotzdem, nicht abzuwarten und früher aktiv zu werden. Ich übe das noch.

Dankbarkeit

Es ist immer wieder gut sich darüber bewusst zu werden, was im eigenen Leben gut ist. Manche Leute schreiben Listen oder malen Bilder. Ich bin dafür beides nicht zu haben, aber die Momente, in denen ich die Dankbarkeit spüre, versuche ich mir zu merken und sie in meine Erinnerungen einzubrennen. Wobei es sicherlich doch hilfreich wäre, sie aufzuschreiben.

Wie machen das andere Leute?

Wer gerne liest, dem kann ich empfehlen autobiographische Texte zu lesen. Für mich sind diese Texte in den vergangenen Jahren essentiell geworden. Vor allen Dingen, weil ich durch sie erfahre, wie andere Menschen leben und wie andere Menschen mit ihren Herausforderungen umgehen und damit leben. Es geht hier nicht darum, mich zu vergleichen oder ein Gefühl entwickeln zu müssen, dankbar zu sein, weil es Menschen gibt die schlimmere Dinge erfahren haben. Es geht mir darum zu lernen, dass alle Mensch individuelle Probleme oder Herausforderungen haben. Und was diesen Menschen in ihrer einzigartigen Situation geholfen hat und im Anschluss zu überlegen: Ist das etwas was mir auch helfen könnte?

Sehr beeindruckt und nachhaltig geholfen hat mir das Buch „… trotzdem Ja zum Leben sagen“ von Viktor E. Frankl. Besonders das Kapitel „Wenn einem nichts mehr bleibt“. Und auch das Buch „Ein gutes Leben ist die beste Antwort“. Und auch hier gilt: das sind Bücher, die mir geholfen haben. Es gibt eine Vielzahl von autobiographischen und biographischen Berichten und für jede*n sicher auch eine passende Lektüre. Und Filme, Dokumentationen, Bildbände oder ganz was anderes sind auch noch da!

Seid sanft zu euch!


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