Ich war damals einfach froh, dass die Zeit auf der Realschule vorbei war. Ich hatte es endlich hinter mir! So kam es dann auch, dass ich nicht beim Klassentreffen war. Eine Freundin, die einzige mit der ich aus Schulzeiten noch Kontakt habe, war dort und erzählte mir im Anschluss, dass viele es nicht glauben konnten, dass ich drei Kinder habe. Was? Sie hat Kinder?
Wäre ich dort gewesen, hätte ich gefragt, warum es sie so überrascht, dass ich Mutter bin. Und was sie stattdessen erwartet haben. Ich habe mir im Teenageralter weder Kinder gewünscht noch ausgeschlossen, Kinder zu bekommen.
Wieso dachten sie, dass ich keine Kinder hätte? Die meisten hatte ich mehr als 15 Jahre nicht gesehen. Welche Vorstellung von einer Mutter hatten sie? Und was an mir, passte nicht in diese Vorstellung?
Ich versuche, andere nicht zu beurteilen. Es passiert mir aber natürlich trotzdem, dass ich Menschen in Schubladen stecke. Beim Elternabend meldet sich eine Mutter mit so viel Elan und Begeisterung bei der Frage, wer das Protokoll schreiben will, dass sie sich fast den Arm ausrenkt. „Ach, du meine Güte,“ denke ich, „da ist sie, die Super-Mutti!“ Es ist so einfach, ihr ein Etikett aufzukleben, aber es ist auch vollkommen unangebracht, dass ich sie beurteile. Es ist doch unerheblich, was ich über sie denke. Ich weiß, dass ich das Protokoll nicht schreiben will. Es ist doch gut, dass sich jemand dafür meldet.
Im echten Leben gehe ich allen Grundsatzdiskussionen mit Eltern aus dem Weg. Online kann ich sehr gut verfolgen, welche Ausmaße das annehmen kann. Kein Thema, was in irgendeiner Weise mit Kindern oder dem Thema Elternschaft zu tun hat, ist zu gering, um es nicht doch kontrovers zu diskutieren. Familienbett, Impfungen, Flaschenmilch, Breikost, Globuli, Stoffwindeln, etc. Es wird beurteilt und verurteilt. Die Eignung als Mutter oder Vater hängt von meiner Einstellung zum Thema Stillen (oder jedem beliebigen Thema) ab. Es wird auf eine Art und Weise diskutiert, dass sich mir den Magen umdreht.
Und jetzt gibt es also Mütter, die zugeben, dass sie ihre Entscheidung Kinder bekommen zu haben, bereuen. Unter dem Artikel „Unglückliche Mütter – Sie wollen ihr Leben zurück“ der SZ gibt es keine Kommentarfunktion. Es ist wahrscheinlich besser so!
Durch Mama arbeitet bin ich auf den verlinkten Artikel aufmerksam geworden.
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