Ich habe im Frühjahr einen Mann kennengelernt, der bei dem Versuch aus der DDR zu flüchten, festgenommen wurde. Er erzählte davon, wie es dazu kam und was danach passierte. Es ist für mich einfach immer wieder unvorstellbar, was Menschen anderen Menschen antun können.
Er berichtet als Zeitzeuge im In- und Ausland von seiner Geschichte und versteht dies als Form der Therapie. Durch die Nachfragen der Menschen und über das Nachdenken über die Antworten, kann er seine Gedanken und Erinnerungen ordnen und schafft Klarheit über die Dinge.
Das hat mich sehr beeindruckt. Ich plane jetzt sicherlich nicht, demnächst vor fremden Menschen Vorträge über sexuellen Missbrauch zu halten, aber hier im Kleinen kann ich meine Erlebnisse aufschreiben (und wenn es jemand liest, dann macht sie oder er es freiwillig). Das hilft mir und ich hoffe, ich werde weiter an Klarheit gewinnen können.
Vielleicht komme ich an einen Punkt, an dem ich mich entschließe, in der realen Welt darüber zu reden. Ich habe mit meinem Mann darüber gesprochen. Mit einer Freundin, natürlich mit der Therapeutin und meinem Hausarzt, und auch mit den Psychologen in der Reha (von der ich auch noch schreiben werde). Nach der Reha hatte ich das Gefühl alles gesagt zu haben. Ich denke, dass einer Phase, in der ich viel gesprochen habe, eine Phase der inneren Einkehr folgt. Durch das Schreiben versuche ich, Ordnung in mir zu schaffen.
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