Dieses Gedicht habe ich zum ersten Mal gehört, als ich mit meiner Schwester und meiner Mutter im Kino den Film „Zeit des Erwachens“ gesehen habe. Während des Films habe ich Rotz und Wasser geheult. (Eine kurze Zusammenfassung der Handlung gibt es bei wikipedia.)
„Der Panther“ traf einen Nerv in mir, der Grund war mir unklar. Es zu lesen löst bei mir immer wieder Traurigkeit aus. Es ist in so klarer und treffender Sprache geschrieben.
Ich kann mich nicht erinnern, wie ich mich als Kleinkind fühlte. Ich hatte versucht mich meiner ältesten Schwester anzuvertrauen. Ihre Antwort: „Unser Bruder tut so etwas nicht!“. Im Rückblick ist mir klar, dass sie selbst vollkommen überfordert und nicht in der Lage war mir zu helfen. Ich kann mich nicht erinnern, danach einen weiteren Versuch unternommen zu haben, meine Lage zu offenbaren. Es gab in meinem sozialen Umfeld keine Erwachsenen, zu denen ich ein vertrauensvolles Verhältnis gehabt hätte. Abgesehen von meinen Eltern.
Ich war nur kurze Zeit im Kindergarten. Ich hatte morgens über Wochen Bauchschmerzen und wollte nicht dorthin. Ich fühlte mich im Kindergarten unwohl. Meine Eltern gaben irgendwann auf. Ich konnte Zuhause bleiben und ich fand es toll. Meine Geschwister waren in der Schule, mein Vater bei der Arbeit, meine Mutter arbeitete stundenweise und hatte immer viel zu tun (wie es als Mutter oft so ist).
Und ich war ungestört und konnte für mich sein. Ich war, wie meine Mutter nicht ohne Stolz sagte, ein gehorsames Kind und sie konnte darauf vertrauen, dass ich keinen Unsinn anstellte. Ich war ein sehr vernünftiges Kind.
In meinem Zimmer zog ich mich zurück. Ich saß in einer Art Käfig. Als Kleinkind konnte ich diesen nicht ohne Hilfe verlassen. Ich fühlte mich dort sicher, ich kannte mich dort aus, es gab nichts fremdes. Und über die Jahre gewöhnte ich mich daran, dort festzusitzen. Ich kam zwar nicht raus, aber ich konnte bestimmen, wer rein kam. Ich hatte die Kontrolle.
Ich frage mich, warum ich später nicht ausbrach. Warum ich nicht rebellierte. Und ich denke, dass es Angst war. Zuhause kannte ich alle, ich wusste, wer wie tickt und ich hatte gelernt damit umzugehen. Aber was da draußen war, das wusste ich nicht. Ich hatte sicherlich eine Ahnung, ich ging zur Schule, ich hatte Freundinnen, aber ich ließ keinen an mich ran, alles blieb an der Oberfläche.
Ich habe in dieser Zeit sehr viel verpasst. Ich kann nicht souverän in eine Situation gehen, wenn zu viel unbekanntes auf mich wartet. Ich kann aber perfekt vorspielen, dass es so ist. IDas habe ich von der Pike auf gelernt! Den äußeren Anschein zu wahren.
Inzwischen verlasse ich den Käfig, er ist aber noch da.
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