Kategorie: Allgemein

  • Herr Reul, bitte lassen Sie sich beraten!

    CN sexuelle Gewalt gegen Kinder, Suizidgedanken

    „Für mich ist sexueller Missbrauch wie Mord.“

    Herbert Reul am 11.06.2020

    Er setzt diese Aussage im Weiteren fort: „Damit wird das Leben von Kindern beendet – nicht physisch, aber psychisch.“ Was soll denn das bedeuten? Ein Kind, das sexueller Gewalt ausgesetzt war, lebt also im Anschluss wie ein seelenloses Wesen – wie ein Zombie.

    1984 wurde ich eingeschult und bin dann auf meinem täglichen Schulweg am Elternhaus von Herbert Reul vorbeigegangen. Das weiß ich so genau, da Herbert Reuls Vater der Bürgermeister meines „Heimatortes“ war. Da in diesem Ort nicht viel passierte, war es etwas besonderes am Haus des Bürgermeisters vorbeizukommen. „Ui, schau mal, da wohnt der Bürgermeister.“ Herbert Reul ist 25 Jahre älter als ich, so dass ich ihm vermutlich nie persönlich begegnet bin. Aber vielleicht hat er mich einmal gesehen, als er seine Eltern besuchte, wie ich von der Schule wieder nach Hause ging. Ich bin mir sicher, dass ich wie jedes andere Schulkind wirkte. Vielleicht bin ich in dem Moment gehüpft, habe gelacht. Vielleicht war ich so schnell auf meinem Rad unterwegs, dass er sich gar nicht sicher war, ob ich überhaupt am Haus vorbeigefahren war. Ein Zombie war ich auf keinen Fall.

    Das letzte was ein Opfer von sexueller Gewalt braucht, ist ein alter, weißer Mann, der ihr erklärt, wie sie sich zu fühlen hat. Zum ersten würde es helfen, die Dinge beim Namen zu nennen. Es geht nicht um Kindesmissbrauch. Dieser Begriff ist irreführend und falsch. Die Bezeichnung „sexuelle Gewalt“ ist ebenfalls nicht optimal, denn es geht hier um Vergewaltigung.

    Warum macht sich ein gebildeter Mann nicht die Mühe, die richtigen Worte zu finden? Als NRW-Innenminsiter hat er sicherlich die Möglichkeit, sich eine Rede schreiben zu lassen. Am besten von jemanden, der sich auskennt. Oder vielleicht einfach mal die Fresse halten. (Entschuldigen Sie die unsachliche Ausdrucksweise.)

    Ich kann nur von mir als Opfer sprechen, ich weiß nicht, wie andere sich fühlen. Was m.E. helfen würde? Solidarität, echte Solidarität! Reflexhaft darüber zu sinnieren, dass Strafen erhöht werden müssen, ja, danke, kenne ich schon. Hilft keinem Opfer, hilft nicht weitere Kinder zu schützen. Das sind nur hohle Worte, die zeigen, dass sich da jemand nicht mit dem Thema befasst hat.

    Opfer zu sein, ist ein Teil meines Leben. Das hat lange Zeit mein Leben überschattet. Ich hatte schon früh Selbstmordgedanken und dachte, dass das „normal“ wäre. Es war ein Auf und Ab. Das wird mich mein Leben lang begleiten, etwas was ich nicht wollte, etwas, was es nicht geben sollte, etwas, für was ich nicht die Schuld trage. Ein langer Weg.

    Aber das ist nicht alles, was mich ausmacht. Da ist mehr. Wenn Herbert Reul mich also für seelisch tot erklärt, dann macht er das sehr medienwirksam, will sich als Versteher und Handler postitionieren und entblößt genau das Gegenteil. Für den, der keine Ahnung hat, für den gibt es immer die Option schweigen. Mit etwas Willen hätte er den Opfern eine Stimme geben können, hat er aber nicht. Danke für nichts.

  • Mein Jahresrückblick 2019

    Ganz grob auf einer Skala von 1 bis 10: Wie war Dein Jahr?
    Diese Frage beantworte ich wieder nicht. Zu viele Schwankungen.

    Zugenommen oder abgenommen?
    Zugenommen.

    Haare länger oder kürzer?
    Länger.

    Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
    Weder noch.

    Mehr Geld oder weniger?
    Weder noch.

    Mehr ausgegeben oder weniger?
    Weniger.

    Der hirnrissigste Plan?
    Jetzt starte ich so richtig durch.

    Die gefährlichste Unternehmung?
    Hier habe ich leider nichts zu bieten. Ich denke, dass das Leben an sich schon gefährlich genug ist, so dass ich mich nicht noch zusätzlich in Gefahr bringe. (Die selbe Antwort wie 2018.)

    Das leckerste Essen?
    Es gab kein herausragendes Essen, es war (fast) alles lecker.

    Das beeindruckendste Buch?
    Ich habe in diesem Jahr leider nicht viele Bücher gelesen. Besonders beeindruckt hat ich Die Geschichte von Herrn Sommer von Patrick Süskind und Wenn es einen noch gibt. Ein Familienporträt von Rose Lagercrantz.

    Der ergreifendste Film?
    Die Frau des Nobelpreisträgers: The Wife mit Glenn Close.

    Die beste Serie?
    Wir haben dieses Jahr sehr viele Serien geschaut, aber die beste fällt mir gerade nicht ein.

    Die beste CD?
    Auch dieses Jahr habe ich wenig neue Musik gehört, es war nichts herausragendes dabei.

    Das schönste Konzert?
    Im Februar war ich bei Fünf Sterne Deluxe, das hat mir sehr gut gefallen. Jamiroquai war auch toll. Besonders gut hat mir Triosence gefallen, das war wirklich schön, aber leider war es auch die mit Abstand unbequemste Location ever (Altes Pfandhaus Köln). Mein Rücken hat nach der ersten Hälfte so stark wehgetan, zu eng, zu unbequem, zu voll. Die Musik war aber erstklassig.

    Die meiste Zeit verbracht mit…?
    meinen Kindern.

    Die schönste Zeit verbracht mit…?
    meiner Familie und Freundinnen.

    Vorherrschendes Gefühl 2018?
    Schwankungen.

    2019 zum ersten Mal getan?
    Zwei Zahnimplantate bekommen, alles sehr unangenehm.

    2019 nach langer Zeit wieder getan?
    Mit einer Freundin im Kino gewesen.

    3 Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
    Schwankungen
    Hausaufgaben (der Kinder)
    Hitze

    Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
    Ich mich davon, dass es in Ordnung ist, wie es ist.

    Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?
    Das weiß ich nicht.

    Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
    Zeit.

    Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?
    Ich hab dich lieb.

    Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?
    Ich liebe dich.

    Besseren Job oder schlechteren?
    Weder noch.

    Dieses Jahr etwas gewonnen und wenn, was?
    Nein, nichts gewonnen.

    Mehr bewegt oder weniger?
    Weniger.

    Anzahl der Erkrankungen dieses Jahr?
    Keine Ahnung, das zähle ich nicht. Es war jedenfall nichts ernstes dabei. (Selbe Antwort wie 2018)

    Davon war für Dich die Schlimmste?
    Zahnschmerzen.

    Dein Wort des Jahres?
    Mut.

    Dein Unwort des Jahres?
    Zweifel.

    Dein Lieblingsblog des Jahres?
    Maultaschen oder Ravioli

    Dein größter Wunsch fürs kommende Jahr?
    Klarheit.

    2019 war mit 1 Wort…?
    Ambivalent.

    Mein Jahresrückblick 2017

    Mein Jahresrückblick 2016

  • #kinderbuchschätze

    In meiner Kindheit hatten Bücher keinen großen Stellenwert. Ich kannte die Mainzelmännchen, wusste aber nicht wer die Heinzelmännchen sind. Die Kinder aus Bullerbü, Pippi Langstrumpf, Karlsson vom Dach, Michel aus Lönneberga kannte ich ebenfalls aus dem Fernsehen (und liebte sie alle), aber wer Astrid Lindgren war, davon hatte ich lange keine Ahnung. Meine Eltern lasen zwar selber Bücher, aber abgesehen von der Weihnachtsgeschichte, die mein Vater am Heiligen Abend bedeutungsschwer aus dem Lukas Evangelium vorlas, wurde nicht vorgelesen. Die Wimmelbücher von Ali Mitgutsch kannte ich aus der Kinderarztpraxis, Zuhause hatte ich überwiegend Bilderbücher, die sich mit Bibelgeschichten befassten.

    Eine Ausnahme, an die ich mich besonders gut erinnere, ist das kleine Kinderbuch The Elves and the Shoemaker. Ich habe mir dieses Buch immer und immer wieder angeschaut, die Texte konnte ich nicht lesen, da sie, wie der Titel vermuten lässt, in englischer Sprache waren. (Woher ich das Buch hatte, weiß ich nicht mehr, ich vermute, dass es ein Geschenk der Verwandtschaft aus England oder Süd Afrika war.) Das ist also mein persönlicher und einziger Kinderbuch-Klassiker, den ich selbst als Kind besaß und der leider verloren ging. Ich habe mir das Buch letztes Jahr online bestellt und musste vor Glück tatsächlich weinen, als ich es in Händen hielt. Ein wiederentdeckter Schatz.

    Es gibt wahrscheinlich einige Menschen, die meine Begeisterung für Bücher nicht verstehen können, aber ich bin mir sicher, dass viel mehr verstehen, warum ein Buch ein echter Schatz sein kann.

    Und so war es mir wichtig meinen Kindern so früh wie möglich vorzulesen. Das brachte auch den Vorteil mit sich, dass ich die Lektüre der Kinderbuch-Klassiker für mich nachholen konnte und mit den Jahren sind es einige geworden. Um bei der englischen Literatur zu bleiben, möchte ich auf Pu der Bär von A. A. Milne und Der Wind in den Weiden von Kenneth Grahame verweisen. Es sind zurecht weltweit zwei geliebte Klassiker der englischen Literatur. Es sind zwei Bücher, die von der Freundschaft handeln, und die ich jedem empfehlen möchte. Pu der Bär, ein Bär mit geringem Verstand (so steht es im Buch), aber mit einem Herzen so groß, dass die ganze Welt hineinpasst. In Der Wind in den Weiden stehen Wasserratte, Maulwurf und Dachs ihrem Freund dem Kröterich zur Seite, egal wie töricht er sich aufführt (und ich kann versichern, dass er das sehr gründlich tut). Es sind zwei Bücher, die von der bedingungslosen Liebe handeln und von dem was Freundschaft, Mitgefühl und Geduld möglich machen können. Es sind Geschichten, die Kinder stärken können, die zeigen, wie ein Miteinander sein kann, wenn man füreinander da ist, wenn da jemand ist, der einfach da ist. Bedingungslos.

    Die Aktion #kinderbuchschätze wurde von Dagmar Eckhardt auf instagram ins Leben gerufen. Ich bin über kinderbuchlesen.de darauf aufmerksam geworden.

  • Das soll so sein… oder eben nicht…

    Immer wieder lese ich, dass auch die schlechten Dinge für etwas gut sein sollen. Oder dass sich der Sinn von unguten Erlebnissen erst später offenbart. Oder auch gerne, dass das Leben eben so sein soll, mit dem Guten und dem Schlechten.

    Ich glaube, dass es eine perfekte Kindheit weder gibt noch geben kann. Aber nicht, weil das so sein soll, oder das für etwas gut ist (so nach dem Motto, dass Kinder somit für das Leben abgehärtet werden)  oder sich der Sinn einer grob gesagt unerfreulichen Kindheit erst später im Leben zeigen würde. Sondern einfach, weil die Welt nicht so ist. Es gibt keine Perfektion. Wer sollte das schon bestimmen können? Wie wäre denn eine perfekte Kindheit?

    Bevor ich Kinder hatte, war ich durchaus naiv, was das Thema Erziehung betrifft. Im Rückblick ist es vollkommen lächerlich, was ich mir da so dachte. Es gab sehr viele Tage, an denen ich schon dankbar war, dass die Kinder komplett angezogen das Haus verlassen haben. Kind2 hatte schon immer einen starken Willen und wenn ich anfangs noch versuchte mit ihr über ihre Kleiderauswahl zu diskutieren, ließ ich das sehr schnell sein. Warum, dachte ich mir, soll ich Energie dafür einsetzen mit meinem zweijährigen Kind über meine Vorstellung bezüglich „Kindermode“ zu diskutieren. Das einzige Kriterium, das am Ende für mich wichtig war, lautete: wettergerechte Kleidung. Und alle waren zufrieden. Das Kind mit dem wilden Farben- und Mustermix und ich mit dem Kind.

    Was will ich damit sagen? Meine Energie ist begrenzt und oft reicht sie, um die anstehenden Aufgaben und Anforderungen so zu lösen, dass sie gelöst sind. Weder perfekt noch schön, auch nicht originell oder speziell, weder witzig noch spritzig, nicht individuell oder modisch, sondern einfach nur gelöst. Viele Dinge bleiben auf der To-do-Liste oder ich streiche sie, und es kommt auch vor, dass ich sie ganz vergesse.

    Aber, was soll ich sagen, meine Kinder gehen jeden Tag angezogen raus in die Welt. Zielerfüllung 100%. Kind1 ist einmal mit einem gelben Helm und Taucherbrille aus dem Haus gegangen. Die Nachbarin fragte: „Guten Morgen! Bist du ein Forscher?“ Und mein Kind antwortete: „Nein, ich trage nur einen Helm und eine Taucherbrille.“ (Das ist wohl eine Fähigkeit, die vielen mit der mit der Zeit verloren geht. Etwas tun, was komplett zweck- und sinnlos ist, etwas wofür es keine Erwartungen oder Milestones gibt, keinen Plan.)

    Es hat viele Jahre gebraucht, um zu verinnerlichen, dass es vollkommen ausreichend ist, die Dinge okay zu schaffen. (Ich arbeite noch daran zu verinnerlichen, dass es auch okay ist, zu scheitern.)

    Aber das was für mich am wichtigsten ist, ist das auch meinen Kindern zu sagen. Ich bin nicht perfekt, ich flippe aus, ich bin ungeduldig, ich bin auch doof und ihr könnt mir das sagen, ich bin da für euch, so wie ich bin. Ich gebe mein Bestes, um euch durch diese Welt zu begleiten, so dass ihr euch bei Sorgen, Ängsten und Problemen immer gewiss sein könnt, dass ihr bei euch Zuhause eure Eltern habt, die euch lieben, die für euch da sind, na ja, und die zwar auch meckern, euch blöde Elterntipps geben, die euch mit den Augen rollen lassen, aber wir sind da.

    Und was ist, wenn Kinder solche Eltern nicht haben? Dann „soll“ sich das Kind damit trösten, dass das doch sicherlich einen Sinn hat, weil das so sein „soll“. Nein, sicher nicht!

  • Wie macht man Schluss?

    Wie macht man Schluss?

    Bei Twitter habe ich zum Jahreswechsel ein paar Tweets gelesen, in denen es darum ging, bestimmte Menschen „im alten Jahr zu lassen“. Es gab sogar jemanden, der wollte sich von Menschen verabschieden, die über Whatsapp „lustige“ Bilder ohne einen eigenen Text weiterleiten, denn das können ja nun wirklich keine Freunde sein. So streng bin ich nicht… (also wenn mir jemanden ausschließlich solche Bilder weiterleiten würde, dann wäre das sicherlich nur ein Bekannter und den würde ich dann bei Whatsapp stumm stellen).

    Aber was ist denn mit den Menschen, mit denen man sich in der Vergangenheit auf irgendeine Weise verbunden fühlte, sich aber diese Verbundenheit komplett aufgelöst hat? Rufe ich diese Person an oder schreibe einen Brief und versuche mich zu erklären? „Es liegt an mir und nicht an dir. Wir können aber gerne noch Bekannte bleiben.“ Oder melde ich mich einfach nicht mehr? Und was mache ich, wenn ich kontaktiert werde? Ignorieren? Schweigen? Ist das nicht feige?

    Ich fühle mich da in einem Zwiespalt. Es gibt da diese eine Person, die mir sehr geholfen hat und dafür bin ich sehr dankbar. Aber inzwischen strengt es mich sehr an mit ihr Kontakt zu halten. Ich bin von ihr genervt und sie triggert mich mit ihrem Verhalten. Denn mit der Zeit merkte ich, wie sehr sie mich an meine Schwester erinnert, die immer mehr wie meine Mutter wurde.

    Es ist so, dass ich mein ganzes Leben von meiner Mutter genervt war und das hat mit der Person, um die es mir gerade geht, nichts zu tun. Aber trotzdem kann ich das nicht trennen.

    Mein Mann sagte, ich soll mich nicht mehr bei ihr melden und mit der Zeit trennen sich die Wege. Und im Moment denke ich, dass das eine Option ist. Denn was soll ich denn dieser Person sagen? „Du erinnerst mich an meine Mutter und ich halte das nicht aus.“

  • Mein Jahresrückblick 2018

    Ganz grob auf einer Skala von 1 bis 10: Wie war Dein Jahr?
    Diese Frage beantworte ich wieder nicht.

    Zugenommen oder abgenommen?
    Abgenommen.

    Haare länger oder kürzer?
    Kürzer.

    Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
    Weder noch.

    Mehr Geld oder weniger?
    Weder noch.

    Mehr ausgegeben oder weniger?
    Weniger.

    Der hirnrissigste Plan?
    Dieses Jahr schreibe ich meine Bachelor-Arbeit.

    Die gefährlichste Unternehmung?
    Hier habe ich leider nichts zu bieten. Ich denke, dass das Leben an sich schon gefährlich genug ist, so dass ich mich nicht noch zusätzlich in Gefahr bringe.

    Das leckerste Essen?
    Plätzchen, die mein Sohn gebacken hat. Ich liebe Plätzchen!

    Das beeindruckendste Buch?
    Im Keller von Jan Philipp Reemtsma. In der ersten Jahreshälfte hatte ich die Idee meine Bachelor-Arbeit darüber zu schreiben, die zweite Jahreshälfte brauchte ich, um die Idee wieder zu verwerfen. Unbedingt zu empfehlen ist das Buch Wir sind dann wohl die Angehörigen von Johann Scheerer, das die Zeit der Entführung aus der Perspektive des Sohnes beschreibt. Ich glaube oder vielleicht hoffe ich auch nur, dass es noch ein drittes Buch geben wird – geschrieben aus der Perspektive der Ehefrau bzw. Mutter.

    Der ergreifendste Film?
    Schande.

    Die beste Serie?
    Hap and Leonard.

    Die beste CD?
    Dieses Jahr habe ich wenig neue Musik gehört.

    Das schönste Konzert?
    Ich war dieses Jahr leider nur bei wenigen Konzerten. Bei einem Jazzkonzert mit meinem Sohn, dass leider nur so mittel war. Und bei zwei oder drei Konzerten für Kinder, die zwar sehr schön waren, aber eben eher für meine Kinder. Aber immerhin habe ich zwei Mal die WDR Big Band gehört, erstklassig.

    Die meiste Zeit verbracht mit…?
    meinen Kindern.

    Die schönste Zeit verbracht mit…?
    meiner Familie und Freundinnen.

    Vorherrschendes Gefühl 2018?
    Zufriedenheit.

    2018 zum ersten Mal getan?
    Inneren Frieden gefunden, Dinge endgültig abgeschlossen und sich damit gut gefühlt.

    2018 nach langer Zeit wieder getan?
    Sommerrodelbahn gefahren.

    3 Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
    Hausaufgaben (der Kinder)
    Hypotonie
    Hitze

    Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
    Hausaufgaben machen Spaß. Ich habe meine Hausaufgaben wirklich gerne gemacht und finde es sehr ungerecht, dass ich das keinem meiner Kinder vererbt habe. Die Begeisterung hat bei mir zwar mit den Jahren abgenommen, aber ich habe die Aufgaben einfach erledigt.
    In der weiterführenden Schule habe ich die Lösungen meiner Freundin nachmittags diktiert, habe ihre Hefte dann mit nach Hause genommen und sie abends abgeschrieben. Da ich in der Zeit auch öfter „krank“ Zuhause geblieben bin, kam meine Freundin regelmäßig in der Schulpause, um ihre Hefte zu holen… Öhm, das dürfen meine Kinder natürlich nicht erfahren. Ja, denn natürlich fand ich Schule insgesamt einfach blöd, aber die Hausaufgaben habe ich trotzdem erledigt.

    Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?
    Ich habe das Hörbuch Ein Sommer, der bleibt. Peter Kurzeck erzählt das Dorf seiner Kindheit verschenkt, das mich sehr beeindruckt und beschäftigt hat.

    Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
    Zeit.

    Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?
    Ich habe Kuchen da. (Nein, keine Ahnung. So was müsste ich mir aufschreiben.)

    Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?
    Auch wenn ihr mich verrückt macht, werde ich euch immer lieben. (Crazy in love.)

    Besseren Job oder schlechteren?
    Weder noch.

    Dieses Jahr etwas gewonnen und wenn, was?
    Nein, nichts gewonnen.

    Mehr bewegt oder weniger?
    Mehr.

    Anzahl der Erkrankungen dieses Jahr?
    Keine Ahnung, das zähle ich nicht. Es war jedenfall nichts ernstes dabei.

    Davon war für Dich die Schlimmste?
    Das Schlimmste waren die Zahnschmerzen.

    Dein Wort des Jahres?
    Mitgefühl.

    Dein Unwort des Jahres?
    Dummheit.

    Dein Lieblingsblog des Jahres?
    Maultaschen oder Ravioli

    Dein größter Wunsch fürs kommende Jahr?
    ENDLICH meine Bachelorarbeit schreiben.

    2018 war mit 1 Wort…?
    2018.

    Mein Jahresrückblick 2017

    Mein Jahresrückblick 2016

  • Der Traum

    Das Grundmotiv fast aller meiner Träume: Ich muss irgendwo hin und komme niemals an.

    Heute habe ich geträumt, dass ich mit einer Freundin zum Essen verabredet bin. Auf dem Weg dorthin tauchen aus dem Nichts meine beiden älteren Kinder auf und begleiten mich. Am Wegesrand liegt meine Freundin, bewusstlos. Ich denke, dass aus der Verabredung dann wohl nichts wird und will umkehren, um Hilfe zu holen. Meine Kinder sind nicht mehr bei mir, dafür begleiten mich zwei geflüchtete Kinder aus Syrien. Am Horizont tauchen Kampfjets auf und beginnen zu schießen. Ich denke, das ist jetzt gar nicht gut, das kann die zwei Kinder retraumatisieren. Wir begeben uns in ein Hotel, da wir hier Urlaub machen. Während draußen der Krieg herrscht, überlege ich, ob ich beginnen soll die Schmutzwäsche einzupacken, da wir doch morgen abreisen. In dem Moment weckt mich mein Mann.

    Während ich träume, wunder ich mich nie darüber, was gerade passiert. Ich bin so sehr in der Situation, dass ich alles hinnehme, ohne mir darüber Gedanken zu machen. Völlig emotionslos.

    Dafür bin ich drei Stunden später immer noch verwirrt. Wie krass, dass ich beginnen will, die Wäsche einzupacken… Total absurd!

  • Verbindungen – Auch Felsen haben eine Belastungsgrenze

    Im Dezember 1998 verreiste ich mit meinen Eltern und meiner Schwester nach Gozo (die Nachbarinsel von Malta). Das war zu einer Zeit, zu der ich zu meinen Eltern nicht „Nein.“ sagen konnte. Obwohl ich mich nicht erinnern kann, muss es folgendermaßen gewesen sein (weil es eigentlich immer so war). Mein Vater entwickelt eine Idee, die ihn total begeistert, erzählt sie mir erwartungsvoll und ich schaffe es nicht „Nein!“ zu sagen. Meine Eltern lieben es zu reisen und sie lieben es, gut zu essen und davon anschließend sehr ausschweifend zu erzählen. Ich mag das gar nicht, habe das aber nie gesagt.

    So begab es sich also zu der Zeit, dass wir gemeinsam mit Malta Air nach Malta flogen. Von Malta flogen wir per Helikopter nach Gozo. (Der Flug war schrecklich für mich!) Ich war 20 Jahre alt, meine Schwester 23 Jahre. Ich frage mich, warum sie uns überhaupt mitnehmen wollten. Ja, ok, sie dachten, dass ich gerne mitfahre, aber meine Eltern waren 50 Jahre alt. Hätten sie nicht einfach alleine verreisen können? Jedenfalls war vor fast 20 Jahren auf Gozo zwischen den Feiertagen absolute tote Hose und es war sehr, sehr kalt. In meiner Traumvorstellung ist es auch im Winter auf einer Mittelmeerinsel warm… ja, ja, hätte ich auch wissen können, dass das nicht so ist… Es war aber bestimmt ein besonders kalter Winter auf Gozo oder die Stimmung war einfach frostig…

    Und es war einfach nur langweilig! Ich war seit knapp 9 Monaten mit meinem Mann zusammen und ich vermisste ihn schrecklich. Langeweile und Herzschmerz. Und Urlaub mit den Eltern. Es war wirklich schon alles schlimm, aber meine Eltern haben ja noch eine weitere Leidenschaft: ausgedehnte Spaziergänge, es wurde also schlimmer. Sie schlugen vor, dass wir zum Felsentor „Azure Window“ spazieren könnten. Ich stellte mir also eine entspannten Spaziergang zum Felsentor vor und wir gingen los. Und wir gingen und gingen und gingen. Ich muss offen gestehen, dass ich für Naturschauspiele wirklich keinerlei Leidenschaft entwickeln kann. Da passiert bei mir nix, es gibt Menschen, die behaupten, ich wäre nicht begeisterungsfähig. Das stimmt aber gar nicht, ich begeistere mich für andere Dinge. Also, kurz gesagt: ein Felsentor ist für mich so beeindruckend wie ein Gartentor. Inzwischen gingen wir nicht mehr, wir irrten durch die Gegend und wir froren. In meiner Erinnerung stundenlang. Es entwickelte sich zu einem typischen Familienspaziergang. Die Eltern genießen die Natur und die Kinder sind maulig, mit dem Unterschied dass die mauligen Kinder normalerweise nicht bereits volljährig sind.

    Die Stimmung war absolut am Tiefpunkt (bei den unter 50-jährigen) und auch der Anblick des Felsentors konnte daran nichts ändern. „Oh, toll. Steine. Toll. Die kann ich mir auch Zuhause angucken.“ Meine Eltern waren im Gegensatz dazu absolut begeistert und haben sich alles ganz genau angeschaut, sehr lange.

    Meine Eltern haben keinerlei Antennen für die Stimmung anderer, das ist tatsächlich so. Wenn es mir also immer schwer fiel, meinen Eltern zu sagen, wie es mir geht, musste ich an diesem Tag wirklich kein Wort sagen, damit sie hätten sehen können, dass ich komplett abgefuckt war. Meiner Schwester ging es ähnlich. Sie waren wahrscheinlich so berauscht von diesem Naturspektakel, dass sie ernsthaft sagten, dass wir jetzt zurückgehen könnten. Gehen! Zu Fuß!!!! Ich habe mich das sehr oft gefragt, aber dort am Felsentor besonders eindrücklich: „Was stimmt mit meinen Eltern nicht?“

    Ich weiß nicht mehr, was wir gesagt haben, aber meinen Eltern wurde klar, dass wir nicht den ganzen Weg zurückgehen werden. Wir sind in den nächsten Ort gegangen, wo wir etwas gegessen haben, und mein Vater es schaffte, jemanden aufzutreiben, der bereit war uns zurückzufahren. (Ich weiß, dass es kein Taxifahrer war, leider habe ich die Details vergessen.)

    Danach bin ich nicht mehr „alleine“ mit meinen Eltern in Urlaub gefahren, ich habe meinen Mann mitgenommen. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Aber trotzdem war es jedes Mal wahnsinnig anstrengend mit meinen Eltern zu verreisen und es ist für mich heute erstaunlich, dass ich das so oft gemacht habe.

    Ich hätte es schön gefunden, mit meinen Eltern ins Kino zu gehen, denn das war etwas, was wir alle gerne gemacht haben.

    Wie ich jetzt auf Gozo komme? Ich habe bei Fräulein Kassandra gelesen, dass das „Azure Window“ eingestürzt ist. So, ist das. Durch ständige Belastung zerbrechen Verbindungen. Das gilt für Felsentore sowie Eltern-Kind-Beziehungen.

  • Das Seminar und ‚Das Röcheln der Mona Lisa.‘

    Im Dezember habe ich ein Seminar zum Thema „Hörspiel“ besucht. Offen gesagt, ich interessiere mich inzwischen nicht mehr besonders für Hörspiele und höre sie nur noch regelmäßig, abends im Bett, um besser einzuschlafen (da meine Gedanken so schön wegdriften). Der Grund für die Teilnahme war, dass es von dem Prof geleitet wurde, bei dem ich im März eine mündliche Prüfung haben werde. Andernfalls hätte ich ihn erst am Tag der Prüfung persönlich kennengelernt.

    Schon bei der Vorstellungsrunde merke ich sehr deutlich, dass ich die einzige bin, die das Seminar pragmatisch angeht. Die anderen Teilnehmer*innen sind dermaßen begeistert. Eine Teilnehmerin hat jahrelang ehrenamtlich im Bürgerfunk gearbeitet, eine andere hat tatsächlich eine Ausbildung zur Sprecherin absolviert, ein Teilnehmer brennt regelrecht für das Thema und erscheint mir als Experte in dem Gebiet. Als ich an der Reihe bin und den Grund meiner Teilnahme erklären soll, bleibe ich einfachhalber bei der Wahrheit und sage, dass ich den Seminarleiter vor der Prüfung persönlich kennenlernen wollte und ich erzähle, wie meine Kinder reagiert haben, als ich mit ihnen gemeinsam „Das Röcheln der Mona Lisa“ zur Seminarvorbereitung gehört habe. (Unbedingt reinhören, es lohnt sich!)

    Das Seminar verläuft in gewohnten Bahnen. Wie fast immer gibt es auch den allwissenden Spezialisten bzw. die allwissende Spezialistin unter den Teilnehmer*innen. Ich kann ihre Wortmeldungen nur mit einem inneren Augenrollen quittieren, inhaltlich ist das, was sie sagt, durchaus interessant, aber diese Art und Weise. In der Kaffeepause gerate ich mit ihr ein wenig aneinander und ich wundere mich darüber, wie sehr mich jemand aufregen kann, den ich eigentlich gar nicht kenne. Ich nehme mir vor an den beiden folgenden Tagen nicht mehr mit ihr zu reden. Es ist für uns beide besser so.
    Am Ende des zweiten Seminartages wird das Hörspiel vorgestellt, das wir am nächsten Tag gemeinsam aufnehmen werden. Die Sprechrollen sollen anschließend verteilt werden. Die allwissende Spezialistin beginnt zu kokettieren, alles sehr dramatisch. „Nein, ich werde keine Rolle übernehmen. Nein, meine Stimme ist komplett ungeeignet. Nein, ich nicht.“ Usw. usw. Ich will nicht mehr. Wir haben bereits überzogen und ich bin nur von ihr nur noch genervt. Ich melde mich zu Wort und frage in die Runde, ob wir die Rollen nicht einfach auslosen sollen. Der Vorschlag wird angenommen. Ich ziehe „Stimme 3“. Wir lesen das Manuskript zwei Mal mit verteilten Rollen und schon zu diesem Zeitpunkt hätte das auffallen können, was erst am nächsten Tag ausgesprochen wird.

    Am dritten Seminartag treffen wir uns im Tonstudio, das nicht dem aktuellen Stand der Technik entspricht. Es soll im nächsten Monat modernisiert werden, was wirklich überfällig ist. Mich erinnert das an die Zeiten, in denen ich mit meiner Schwester Zuhause mit dem Kassettenrekorder Radiobeiträge aufgenommen habe, vor über 30 Jahren. Wir haben sehr viel gelacht und das mache ich auch an diesem Tag im Tonstudio. Es macht sehr viel Spaß gemeinsam mit den anderen hier zu sein und die Sätze einzusprechen. Zwei Tage zuvor kannten wir uns gar nicht und jetzt fühlen wir den „Gemeinschaftsspirit“, der zwischen uns entsteht. Ich finde es aufregend und habe das Gefühl, dass ich das fürs erste Mal richtig gut mache.

    Dann fällt es auf. Eine Teilnehmerin hat keine Rolle. Sie hatte sich am Vortag nicht gemeldet. Sie winkt ab. „Nein, alles gut. Ich brauche keine eigene Sprechrolle.“ Aber wir anderen sind der Meinung, dass sie natürlich auch einen Teil übernehmen soll. Es wird kurz überlegt, was gemacht werden kann. Der Aufnahmeleiter entscheidet. „Sie übernehmen die Stimme 3.“

    „Ach, das bin ja ich!“, geht mir durch den Kopf. Ich versuche mich mit dem Gedanken zu trösten, dass ganz bestimmt wenigstens einen Satz, den ich eingesprochen habe, im fertigen Hörspiel zu hören sein wird. Denn die Teilnehmerin, die nun ein zweites Mal „meine“ Sätze einspricht, ist die oben genannte, die eine Ausbildung zur Sprecherin gemacht hat. Und ja, sie macht das wirklich ganz hervorragend, ja, sie macht das wirklich wesentlich besser als ich.

    Ich fühle mich richtig mies. Hätte ich nicht vorgeschlagen, die Rollen auszulosen, hätten wir darüber diskutiert und es wäre sehr schnell klar gewesen, dass eine Rolle fehlt. (Ja, klar, hätte der Seminarleiter die Teilnehmer*innen richtig gezählt, wäre das ganze überhaupt nicht passiert.) Ich fühle mich immer noch mies.

    An Weiberfastnacht kriegen wir den Link zum fertigen Hörspiel per Mail zugeschickt. Und obwohl ich es schon wissen könnte, trifft es mich viel mehr, als es sollte oder als ich es für möglich gehalten habe – kein Satz, den ich eingesprochen habe, ist zu hören. Es ist das eine nicht ins Team gewählt zu werden, aber es ist für mich so enttäuschend, so bitter in einem Team gewesen zu sein und dann… weg… gelöscht… (Ich stelle mir ein Gruppenfoto vor, von dem ich wegretuschiert wurde. )

    Es gibt viele Dinge, die ich in der Vergangenheit vermieden habe, um Enttäuschungen aus dem Weg zu gehen. Ich hätte mich beispielwiese nicht zu einem Seminar angemeldet, bei dem ein Hörspiel produziert wird. Jetzt frage ich mich, wie kann ich mit dieser Enttäuschung umgehen. Ich bin nicht bereit, in Zukunft wieder auf etwas zu verzichten, aber was mache ich jetzt?

    Ich ringe mich dazu durch eine E-Mail zu schreiben. Ich will, dass der Aufnahmeleiter von meinem Gefühl der Enttäuschung weiß. Ich schreibe ihm also davon, ohne Vorwürfe zu formulieren, ohne Ironie oder ähnliches. Und er antwortet mir tatsächlich. Ich bin aber immer noch enttäuscht, stecke so sehr darin fest, dass ich seine Antwort so interpretiere, dass ich eben zu schlecht war, dass es schon okay war, meine Aufnahmen zu löschen. Er schreibt, dass es mich damit trösten soll, in den Credits namentlich genannt zu werden.

    Nein, das tröstet mich gar nicht, das macht es gerade nur noch schlimmer. Ich war zu schlecht, um es ins Hörspiel zu schaffen, werde aber genannt. Toll. Ich merke, dass mich das zu sehr mitnimmt und mir wird klar, dass ich gar nicht weiß, wie ich mit Enttäuschung umgehen soll, mir fehlt die Erfahrung.

    Rational ist mir das klar, aber emotional bin ich noch meilenweit von einer Lösung entfernt. Das wird sich ändern, das weiß ich auch, aber so fühlt es sich nicht an.