Heute Morgen habe ich einen Beitrag von Nina vom Blog FrauPapa zum Thema „Von den Eltern entfremdet“ bei tollabea gelesen. Vorab möchte ich sagen, dass ich Nina von Herzen wünsche, dass ihre Eltern sich ihr und ihrer Familie wieder annähern werden!
Obwohl ihre Situation ganz anders ist als meine, gibt es eine Verbindung zwischen unseren Erfahrungen. Wir haben Eltern, die es (noch) nicht schaffen, ihre Erwartungen zu überdenken und ggf. über Bord zu werfen. Grundsätzlich ist es nicht falsch Erwartungen zu haben. Es wird aber problematisch, wenn sich der persönliche Horizont so sehr eingrenzt, dass man nur noch in der Lage ist, von sich und seinen Wünschen auf andere zu schließen. Der Verlust von Empathie.
Wenn Eltern mehr oder weniger offensiv fordern, dass sich ihre Kinder ihren Erwartungen zu beugen haben, überschreiten sie damit eine Grenze.
Bei mir führte dieses Verhalten meiner Eltern dazu, dass ich mich jahrzehntelang fragte, was mit mir nicht in Ordnung ist. Ich dachte, dass sie mich lieben werden, wenn ich mich noch etwas mehr anstrengen würde; mein Ziel war es, ihren Ansprüchen zu genügen. Ich war aber nie gut genug für sie.
Nach einem 3/4 Jahr Therapie stellte ich mir vergangen Dienstag zum ersten Mal in meinem Leben die Frage, was eigentlich mit meinen Eltern nicht stimmt, dass sie mich nicht lieben können.
Ich habe sehr lange, viel zu lange, gehofft, dass meine Eltern mich irgendwann verstehen werden. Ich konnte die Hoffnung nicht aufgeben, dass ich ihnen eines Tages wichtiger sein werde, als ihre Erwartungen, ihre Vorstellung davon, wie ich zu sein habe.
Itzik Manger findet in seinem Gedicht Worte, in denen ich mich wiederfinden kann. Die letzte Strophe geht direkt in mein Herz.
There is a tree that stands
There is a tree whose branches
Bend across the road.
All its birds have flown away
Leaving not a bird.
The tree, abandoned to the storm,
Stands there all alone:
Three birds east and three birds west –
The rest have southward flown.
I say to my mother,
If you won’t meddle, please,
I’ll turn myself into a bird
Before your very eyes.
I’ll sit all winter on the tree
And sing it lullabies.
I’ll rock it and console it
With lovely melodies.”
Tearfully, my mother says,
Don’t take any chances.
God forbid, up in the tree
You’ll freeze among the branches.”
Mother, please don’t cry,” I say,
Ah, mother, don’t be sad.”
But on the instant I transform
Myself into a bird.
My mother says, “Oh, Itzik, love…
In the name of God
Take a little scarf with you
To keep from catching cold.
And dear, put your galoshes on.
The winter’s cold and aching.
Be sure to wear your fleece-lined cap.
Woe’s me, my heart is breaking.
And, pretty fool, be sure to take
Your woolen underwear
And put it on, unless you mean
To lie a corpse somewhere.”
I try to fly, but I can’t move…
Too many, many things
My mother’s piled on her weak bird
And loaded down my wings.
I look into my mother’s eyes
And, sadly, then I see
The love that won’t let me become
The bird I want to be.
Quelle: The World According to Itzik: Selected Poetry and Prose, Leonard Wolf, editor, 2002
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