Ich habe eine Hausarbeit einer jungen Studentin gelesen, die sich u.a. mit dem Thema beschäftigt, wie Psychotherapie in Filmen dargestellt wird. Sie verweist auf eine Studie, die zu dem Ergebnis kommt, dass die Darstellungen keinen Bezug zur heutigen Realität haben. Die Heilung eines von einer psychischen Erkrankung Betroffenen erfolgt in Filmen entweder durch Liebe oder Katharsis. Im ersten Fall verlieben sich TherapeutIn und PatientIn und die Heilung erfolgt durch die Liebe zueinander. Im zweiten Fall kehren plötzlich die Erinnerungen des Patienten/ der Patientin an ein traumatisches Erlebnis dank des Therapeuten/ der Therapeutin zurück. Der Patient/ die Patientin ist damit direkt geheilt. (Als Beispiel fällt mir gerade der Film Herr der Gezeiten ein.)
Diese Darstellung in Filmen prägt unbewusst die Vorstellungen und Erwartungen, die der Zuschauer/ die Zuschauerin von einer Therapie und deren Verlauf entwickelt.
Vor ca. 4 Jahren und 6 Monaten las ich einen Spruch, so ähnlich wie der im Header. Ich war fest entschlossen, etwas in meinem Leben zu ändern und hatte die Erwartung, dass diese Änderungen schnell sichtbar werden würden. Ich hatte die Vorstellung, dass allein der Entschluss etwas zu ändern, ausreicht um „diese Gefühl“ nie wieder zu haben. Was passierte tatsächlich? Ich setzte mich mit dieser Erwartung noch stärker unter Druck, dass ich es alleine schaffen werde, mein Leben zu ändern. Es ging mir mit der Zeit immer schlechter.
Es dauerte weitere Monate bis ich im August 2013 zu meinem Hausarzt ging, um mit ihm über die Möglichkeiten einer Psychotherapie zu sprechen. Ich weiß noch genau, wie schlecht es mir im Wartezimmer ging, weil ich Angst hatte, dass er mich nicht ernst nehmen würde, dass er mich wegschickt. Ich empfand es als Niederlage, es nicht alleine zu schaffen. Es war unsagbar schwer für mich, zugeben zu müssen, dass ich Hilfe brauche. Und das ist alles furchtbar! Das ist so einfach absolut falsch! Angst davor zu haben, nach Hilfe zu fragen, ist einfach nicht richtig! Ein Hausarzt/ eine Hausärztin, der seinen Patient/ seine Patientin nicht ernst nimmt, ist kein guter Hausarzt/ keine gute Hausärztin! That’s it!
Mein Hausarzt gab mir eine Verordnung und die Telefonnummer der Zentralen Informationsbörse Psychotherapie, die darüber Auskunft geben kann, welche Praxis über freie Kapazitäten verfügt.
Am 3. September 2013 hatte ich das Erstgespräch bei der Therapeutin, über die ich bereits hier geschrieben habe. Leider war sie als Therapeutin für mich absolut ungeeignet und ich brauchte anschließend lange Zeit, um den Mut für eine zweite Therapie zu sammeln.
Was will ich damit eigentlich sagen? Es braucht Zeit. Ich habe 36 Jahre lang „diese Gefühle“ gehabt und es dauerte 4 Jahre und 3 Monate bis ich merkte, dass sie sich gelöst haben. Heute mit 40 Jahren weiß ich das. Mein Entschluss stand am Anfang, erst danach waren für mich Veränderungen möglich. Langsam, nach und nach.
Auch wenn die Medien und das persönliche Umfeld suggerieren, dass eine plötzliche Heilung möglich ist, zeigt dass nicht die Realität.
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