Im Sommer 2013 hatte ich das Gefühl, ich würde jeden Moment explodieren. Hätte ich mich jemand auf der Straße blöd angequatscht, hätte ich dies dankend zum Anlass genommen, meiner Wut freien Lauf zu lassen. Nein, ich hätte es nicht getan, aber der Gedanke war verlockend.
Was war passiert? Alles begann mir über den Kopf zu wachsen. Vor allen Dingen quälten mich die Ansprüche, die ich an mich stellte. Kontrolle bewahren, keine Niederlagen eingestehen, immer funktionieren. Das alles begleitet von ununterbrochener Grübelei.
Mir wurde klar, dass es so nicht weitergehen kann. Ich vereinbarte einen Termin bei meinem Hausarzt.
“Mein Bruder hat mich und meine Schwester im Kleinkindalter sexuell missbraucht.“
Betretenes Schweigen.
“Wissen Ihre Eltern davon?”
“Wo wohnt Ihr Bruder?”
“Wurde es strafrechtlich verfolgt?”
Der Arzt empfahl eine Gesprächstherapie und ließ mich mit dem Hinweis gehen, ich solle bitte nicht nach der Diagnose auf der AU googeln. Posttraumatische Belastungsstörung.
Needless to say: Ich habe mich im Internet informiert.
Eine Woche später hatte ich das verordnete Erstgespräch. Bei einer Frauenärztin, die eine Weiterbildungen im Bereich Psychotherapie und Homöopathie absolviert hatte. Die Auswahl an Therapeuten war sehr begrenzt.
Den Psychologen, den ich zuerst angerufen hatte, machte bei mir keinen guten Eindruck. Er meldete sich am Telefon und ich sagte: “Guten Tag! Hier spricht Frau Needlesstosay.” Seine Antwort:
“Ich kann Sie nicht verstehen.”
Und ich im Gedanken: „Was?“
Ich rufe einen Gesprächstherapeuten an und der erste Satz, den er zu mir sagt, lautet
“Ich kann Sie nicht verstehen.”? Ich legte auf. (Wie sich später herausstellte, hatte mein Vater einige Jahre zuvor bei ihm therapeutische Hilfe gesucht und gefunden.)
Aber zurück zu der Frauenärztin mit absolvierter Weiterbildung im Bereich Psychotherapie und Homöopathie. Das hätte mich wirklich stutzig machen können. Sie begrüßte mich herzlich, bat mich die Schuhe auszuziehen und mich so zu setzen, dass beide Füße Kontakt zur Mutter Erde haben. Denn die Mutter Erde würde mir immer Halt geben. Zu diesem Zeitpunkt war ich einfach dankbar eine Therapeutin gefunden zu haben und versuchte mich darauf einzulassen. Ich brauchte Veränderungen in meinem Leben und warum dafür nicht in Kontakt mit Mutter Erde treten?
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