Es gibt drei Themen in meinem Leben, die mich unverhältnismäßig nerven, die regelrecht Hass in mir hervorrufen, obwohl mir diese drei Sachen komplett egal sein könnten. Sie passieren nämlich einfach, ich habe keine Kontrolle darüber, es könnte mich einfach kalt lassen.
Wenn ich eines dieser drei Lebewesen sehe, steigt mein Puls, der Blutdruck direkt mit, ich kneife die Augen zusammen, balle die Hand zur Faust und denke: „Nein, nicht schon wieder!“
Alle drei Lebewesen haben eine begrenzte Saison. Allerspätestens im Herbst ist diese vorbei, die Seele baumelt, kein reizendes Lebewesen im Blick, ich vergesse sofort die Existenz dieser Wesen und fühle mich im Frühling bzw. im Sommer schlagartig: s.o.
1. Der Giersch
Bis vor drei Jahren wusste ich gar nicht, was Giersch ist. Was das davor für eine schöne gierschfreie Zeit war. Hach! Vieles weiß man ja erst im Rückblick zu schätzen. Stellen Sie sich eine Frau außer Rand und Band vor, die im Garten mit der Giftspritze (ungefährlich für Bienen und alle anderen Lebensformen außer für den Giersch) herumläuft und den Kampf aufnimmt. Ja, vollkommen bekloppt, irrationale, aber lassen Sie mich!
2. Die Fruchtfliege
Vorgehen ähnlich wie unter 1. Außer das mit der Giftspritze. Ich stelle Fallen auf, in denen die Fruchtfliegen ertrinken. Erbarmungslos, moralisch fragwürdig. In der SZ habe ich einen Artikel darüber gelesen, dass Fruchtfliegen gerne Karussell fahren. Wie soll ich denn bitte in Zukunft, eine Fruchtfliege ertrinken lassen, die gerne Karussell fährt. Ich werde demnächst Lebendfallen besorgen.
3. Der Spargel
Ich habe gerade auf Mastodon den ersten Tröt zum Lieblingsgemüse der Deutschen gelesen. Bitte mal Deutschlandtrend zu Gemüse durchführen, bitte! Es gibt doch kaum ein Gemüse, dass so nervig ist wieder der Spargel! Meine Meinung. Schon dieses ganze Theater mit dem Anbau. Kleine Hügel werden aufgeschüttet, für den Maulwurf unter den Gemüsesorten und diese dann mühevoll mit Plastikplanen zugedeckt, die eine Seite schwarz, die andere weiß, die dann gedreht und gewendet wird, damit es dem Spargel nicht zu warm oder zu kalt ist. Und die Sonne, die darf natürlich den Spargel nicht bescheinen. Der bleibt dann nicht mehr weiß! Und in Deutschland ist weiß sein schon lange das Ideal.
Zudem wollen Deutsche zwar Spargel essen, aber nicht selber ernten. Das ist nämlich sehr beschwerlich. Das Spargelstechen. Da kommen dann bitte doch Gastarbeiter*innen, die bitte nicht zu gut bezahlt werden sollen (s. Fleischindustrie), denn der Spargelpreis soll nicht zu hoch sein. Wir lassen uns doch den Genuss nicht durch zu hohe Preise verhageln!
Die ganze Sache um den Spargel wird damit abgerundet, dass der Spargel im Dritten Reich ein arisches Gemüse war. Ich brech ab, der Spargel durch. Der Spargel kann natürlich nichts dafür, der macht einfach sein Ding, während Deutsche ein Ding aus Spargel machen.
In den kommenden Wochen werde ich wie jedes Jahr so viel über Spargel erfahren, wie ich es nie wollte.
Ich persönlich rede gar nicht gerne über Lebensmittel. Ich möchte sie einfach essen. Deswegen habe ich hier schon zu viel über ein Gemüse geschrieben. Wenn ich Spargel esse, nur den grünen. Der muss nicht geschält werden.
Die Nazis haben alles angeeignet, was sie für ihre Ideologie verwenden konnten. (Auch Gemüse.) Sie haben nichts von Bedeutung erschaffen. Sie sind ekelerregend! Nazis, AfD und Co. ist auch ein Reizthema, was mir nicht egal sein kann.